Beth Orton – Trailer Park (Heavenly/ARIS

Mensch und Maschine. Songs und Sequenzer. Sound und Stimme, Gitarre und Groove. Loops und Lautmalerei. Allzuoft blieben bisher Produktionen zwischen diesen Polen nur bloße Behauptungen und leere Versprechungen. Zumal Frauen und deren Gesang dienten in treuer Klischee-Funktion nur als emotionales Schmiermittel einer ach so „kühlen“ Techno-Ästhetik.

Beth Orton hingegen macht alles richtig: Souverän und doch seltsam „enthoben“ verschmilzt die Britin auf „Trailer Park“ den Gestus einer Folk-Sängerin und -Autorin mit dem Getriebe moderner Technologie. Die große Stärke des Albums liegt darin, daß die Kompositionen nicht per se zum Sklaven der Studio-Maschinerie erklärt, sondern sorgfaltig auf ihre Möglichkeiten abgeklopft wurden: Die Arrangements haben sich den Erfordernissen des jeweiligen Songs unterzuordnen. So können diverse Streicher und traditionelles Instrumentarium (Bouzouki, Harmonium) befreit durchatmen. So kann das Pendel nach vielen Seiten ausschlagen, mal fast klassisch verharren („Whenever“), dann in weitem Schwung ausholen zu den akustisch unterfutterten Soundtrips, die schließlich in einer gut elfrninütigen „Galaxy Of Emptiness“ münden.

Dem plakativen Titel zum Trotz, erschöpft sich Beth Orton keineswegs in der Rolle der reinen Depro-Virtuosin. Da hat’s auch noch die schläfrige Selbstgewißheit, mit der sie einem „Sugar Boy“ den Laufpaß ausstellt (und Carole-King-Fans wehmütig machen wird). Oder den hellen, ansteckenden Gleichmut und Realismus von „How Far“ und „Live As You Dream“. Neben Victor Van Vugt (arbeitete zuletzt für The Walkabouts) produzierte Andrew Weatherall der Orton auf Tracks wie „Tangent“ und ihrem herrlich schlafwandelnden „Touch Me With Your Love“ erwartungsgemäß am weitesten in die Trip-Hop-Gefilde treibt. Andererseits geht aufsein Konto auch die betörende, in „nackter“ Emotion gebadete Interpretation der Brill-Building-Nummer „I Wish I Never Saw The Sunshine“ (von den Autoren: Spector/ Greenwich/Barry). A bittersweet surprise.

Und wie nennen wir das Ganze nun bloß? Trip-Folk? Neo-Akustik-Hop? Oder vielleicht besser the future sounds of Puppenkiste? Nenn es, wie Du willst. Aber hör’s Dir an.

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