Brian Setzer – Nitro Burnin‘ Funny Daddy :: Surfdog
Für einen, der schon bei zwei Revivals am Steuer saß, Anfang der Achtziger mit den Stray Cats und Mitte der Neunziger mit seinem vielköpfigen Orchestra, zuerst mit Rockabilly, dann mit Bigband-Swing, legt Brian Setzer auf „Nitro“ bemerkenswert wenig Wert auf stilistische Geschlossenheit. Blues und Boogie bleiben die Bezugspunkte, doch entfernen sich die zwölf Tracks davon in die unterschiedlichsten Richtungen.
Trotz scheinbarer Limitationen durch die klassische Trio-Besetzung: Setzer an diversen Gitarrenhälsen, Johnny Hatton am Standbass, Bernie Dresel an Snare und Becken. Und trotz minimalem technischem Aufwand. Ein paar kleine Amps in der Abstellkammer von Setzers stilsicher eingerichtetem Haus in Palm Springs, fertig. Nichts in diesem Heim wurde nach 1959 hergestellt, weder Löffel noch Lampen. Von den Wänden und Säulen im Garten herunter wachen Elvis, Buddy und Eddie darüber, dass hier niemals das Jahr 1960 Einzug hält.
So ist auch „Nitro“ frei von modernen Spielweisen. „Sixty Years“ ist kantiger Roadhouse-Boogie, „To Be Loved“ silberheller Doo-Wop, „Smokin’n’Burnin'“ Bluesabilly, „Wild Wind“ ein Trailsong in Western-Tradition. Gospel, Rockaballads, Country-Hoedowns, Hillbilly-Swing-Instrumentals, alles ausgestattet mit jeweils eigenem, stilechtem Gitarrenton. Eine Tour de Force des Fretboard-Magiers, wobei nur das gegen Ende halsbrecherisch beschleunigte „Ring, Ring, Ring“ an die Cats gemahnt und der Jazz nur in schrägen Akkorden und Nachtschatten-Lyrik wohnt.
Stmight, no chaser.
Andere Texte haben einen für Setzer ungewohnt persönlichen Touch. sprechen von Trauer, Glauben und Hoffnung angesichts von privaten Härten wie der Trennung von seiner Frau oder von Todesfällen im Freundeskreis, namentlich jener von Joe Strummer und Joey Ramone.
Die etwas klebrige, zum Gebet rufende Hymne „St.Jude“ übererfüllt das spirituelle Soll freilich. Gut, dass danach noch Barbershop-Harmonies erklingen und ein Banjo zum Tanz ruft.