Charles Mingus – Oh Yeah
Oh Yeah
Anfang der 60er war Medhursts das größte Kaufhaus in meiner britischen Heimatstadt Bromley. In Sachen Stil wurden sie bald von der benachbarten Konkurrenz plattgemacht, wo man die neuen Möbel im skandinavischen Stil kaufen konnte. Was Medhurst aber unerklärlicherweise hatte, war eine fantastische Plattenabteilung, geleitet von einem herrlichen „verheirateten“ Paar, Jimmy und Charles. Es gab keine amerikanische Veröffentlichung, die sie nicht hatten oder nicht auftreiben konnten. Hipper waren die Londoner Läden auch nicht. Ohne diese Kaufhausabteilung hätte ich musikalisch völlig auf dem Trockenen gesessen. Jane Greene, die am Tresen bediente, mochte mich, und immer wenn ich aufkreuzte – also praktisch jeden Nachmittag nach der Schule -, ließ sie mich in der „Soundkabine“ nach Herzenslust Platten anhören, bis der Laden um halb sechs Uhr schloss. Manchmal kam sie auch zu mir in die Kabine, und wir knutschten wild zu den Klängen von Ray Charles oder Eddie Cochran. Sehr aufregend, nachdem ich damals 13 oder 14 war und sie schon frauliche 17. Meine erste ältere Frau. Charles machte mir immer extrem günstige Preise, sodass ich in den zwei oder drei Jahren, in denen ich regelmäßig dort einkaufte, eine tolle Plattensammlung aufbauen konnte. Glückliche Tage. Jimmy empfahl mir 1961 dieses Mingus-Album. Mein originales Medhurst-Exemplar hab ich verloren, aber ich hab’s mir über die Jahre immer wieder gekauft; es gab genügend Re-releases. Es findet sich der ziemlich verräterische Titel „Wham Bam Thank You Mam“ darauf. Auch Roland Kirk hab ich auf dieser Platte entdeckt.