Corinne Bailey Rae – The Sea

The sea is a harsh mistress: Sie nimmt einem alles. Corinne Bailey Rae schrieb den Titelsong, nachdem sie ihren Großvater bei einem Bootsunfall verloren hatte. Die bösen Geister aber gaben keine Ruhe: Im Frühjahr 2008 kehrte ihr Mann von einer Sauftour, bei der zusätzlich Methadon ins Spiel kam, nicht mehr zurück. „The Sea“ erhielt so noch weitere Bedeutung.

Auch wenn Jason Rae nicht namentlich erwähnt wird, so ist sein Verlust auf dem zweiten Studioalbum der Sängerin aus Leeds allgegenwärtig. „Are You Here“ stellt sie zum Auftakt gleich ihre Frage aller Fragen, und sicherlich hat der zwischenzeitliche Endpunkt in ihrem Leben zum veränderten Sound beigetragen: „TheSea“ist düsterer und weniger glatt als ihr Debüt von 2006. „I’d Do It All Again“ und „Feels Like The First Time“ bieten noch wie gewohnt den Komfort warmer Soul-Kuschelkissen, ansonsten hat sich die Britin von Finlay Quayes Schwester zu einem weiblichen Spiegelbild von Jeff Buckley gewandelt (dessen Verhängnis … genau, das Wasser…).

Bei „Love Is On Its Way“ scheint Lauryn Hill über einen Backing Track von Radiohead zu singen, andere Stücke sind eine seltsame, aber ansprechende Mischung aus, sagen wir, Cat Power und Nina Simone. Mit „Paris Nights And New York Mornings“ schließlich wagt die mittlerweile 30-Jährige einen hoffnungsfrohen Ausflug in Pop-Gefilde – Style Council und die Cardigans lassen grüßen. Und mystisch wird’s gar auch noch – fast wie auf „Astral Weeks“.

Einst lieferte sich Corinne Bailey Rae mit Amy Winehouse ein Kopfan-Kopf-Rennen um die Krone unter den britischen Soul-Diven. Vielleicht besitzt „The Sea“zu viel Tiefsinn, um ein neues „Back To Black“ zu werden oder um den Nummer-eins-Erfolg ihres Debüts zu wiederholen. Eindrucksvoller jedoch kann man sich aus den Tiefen des Lebens, aus den Tiefen der See nicht zurückmelden. The sea is a goodplace to think of the future. (emi)

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