Das Problem „Games Convention“ :: Um in neue Wachstumsdimensionen vorzustoßen, wird die offizielle Messe der Computerspielbranche 2009 von Leipzig nach Köln ziehen. Der Einschnitt ist aber nicht ungefährlich.

Olaf Wolters hat Großes vor. Dem Chef des Bundesverbandes interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ist Leipzig für eine Computerspielmesse zu klein geworden: „Wir wollen wachsen“, verkündete er vor einigen Wochen und gab bekannt, dass der BIU die Games Convention ab 2009 nicht mehr unterstützen wird und mit einer eigenen Messe, der Games Com, nach Köln zieht. Hauptargumente: Leipzig habe zu wenig Hotelkapazitäten und zu wenig internationale Verkehrsanbindung. Außerdem seien die Besucherzahlen (zuletzt 193.000) nur unwesentlich gestiegen. Da der BIU die zwölf größten deutschen Games-Hersteller organisiert, kommt der Umzug einem Todesurteil für die Games Convention gleich. Der neue Name Games Com hat nicht zufällig die Initialen GC. GC war bisher das Synonym für die Games Convention.

Über diese Entwicklung ist man bei der Leipziger Messe, die die Games Convention vor sechs Jahren mutig aufbaute, verständlicherweise nicht gerade glücklich. Zumal die angeführten Logistik-Probleme kaum nachvollziehbar seien. Noch schwerer wiegt die Skepsis am Köln-Umzug vieler Spielzeitschriften und des Bundesverbandes der Entwickler von Computerspielen G.A.M.E. Auch die Mehrheit der Zocker hielt in Internet-Foren bislang tapfer die Leipzig-Fahne hoch.

Die Argumente der Kritiker sind durchaus stichhaltig. Das Flair der Leipziger Messe ist in Köln nur schwer vorstellbar. Zudem quälen sich jetzt schon die Besucher-Massen durch die verstopften Hallen. Sollten es noch wesentlich mehr werden, würde das noch größere Stände, noch mehr Fläche und noch höhere Kosten bedeuten. Wohin der Größenwahn führen kann, zeigte die E3 in Los Angeles: Die ehemals größte Spielemesse der Welt wurde immer größer und teurer. Der Effekt: Erst blieben die Aussteller, dann die Besucher weg. Die E3 führt seitdem eine beklagenswerte Rand-Existenz.

Mit der Games Com wäre die Marke Games Convention eigentlich ein Fall für die Mülltonne. Doch das wollen in Leipzig viele nicht wahrhaben – und denken prompt darüber nach, die Games Convention als alternative Messe weiterzuführen. Von dieser Idee hält der Branchen-Kenner und Umzugs-Kritiker Tom Putzki (entwickelte unter anderem „Moorhuhn“) allerdings nichts. Er sagt: „Es wäre jetzt das Dümmste, in Leipzig eine alternative Messe zu starten.“ Zwei konkurrierende Messen hätten sich schon in Großbritannien gegenseitig kaputtgemacht. „Auf einmal hatte man gar keine Messe mehr.“

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