David Bowie

„A Divine Symmetry: The Journey To Hunky Dory“

Warner (VÖ: 25.11.)

Die Entstehung des Meisterwerks mit vielen Extras

Bowie transportierte etliche fertige unveröffentlichte Songs durch die 70er-Jahre und instrumentalisierte sie entsprechend den Bedürfnissen seiner Alter Egos. 1971 komponierte er, mit gerade mal 24 Jahren, eine Akustikballade mit dem tief blickenden Titel „Tired Of My Life“, dann kam Ziggy, danach der Plastic-Soul-Interpret, schließlich der Thin White Duke, am Ende brachte er das Lied 1980 als „It’s No Game (No. 2)“ und im New-Wave-Gewand heraus. Der reifere Bowie war also weniger pathetisch; pessimistisch blieb er dennoch. „Tired Of My Life“ ist eines von 48 ausgegrabenen Outtakes, die von seiner Plattenfirma dramatisch als „zwölfmonatige Zielstrecke“ beschrieben werden. Sie bilden die Basis für „Hunky Dory“, das sich, 51 Jahre nach seiner Veröffentlichung, neben „Low“ immer deutlicher als Bowies Opus magnum herauskristallisiert.

Wiedermal darf die Frage gestellt werden, warum Bowie nie ein Klavieralbum herausgebracht hat

Manches ist unausgegoren und (un‑)bewusst an Vorbilder angelehnt, wie „How Lucky You Are“, dessen Titel „Back In The U.S.S.R.“ evoziert, während die Melodie an „Happiness Is A Warm Gun“ erinnert. Das Velvet- Underground-Stück „Waiting For The Man“, live oft dargeboten, haut Bowie aggressiv als Hotelzimmer-Akustikballade heraus. Das 1:53 Minuten kurze Demo von „Life On Mars?“ dagegen präsentiert auch als Rohstück den Glanz des majestätischen, auf „Hunky Dory“ mit Orchester und Rick Wakeman am Piano aufpolierten Songs über eine Welt, die keiner mehr versteht. In die Tasten haute Bowie immer äußerst dringlich. Wiedermal darf die Frage gestellt werden, warum er nie ein Klavieralbum herausgebracht hat.

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Die Fülle an Aufnahmen ist beeindruckend, auch weil das „Five Years (1969–1973)“-Boxset 2015 Maßstäbe setzen wollte, aber lediglich zwei unveröffentlichte Songs aus der „Hunky Dory“-Ära enthielt. Leider gibt es seit Bowies Tod inflationäre Neuabmischungen der Klassiker, auch hier, wo sie „2021 Alternative Mixes“ heißen. Wer gute Ohren oder die beste Anlage hat, mag die Unterschiede hören.