Delta Spirit :: Weniger Folk, mehr Rock – aber immer viel Kraft und Dynamik
Delta Spirit sind eine angenehme Band, weil sie sich nicht lange mit nostalgiebeschwipsten Americana-Sujets aufhalten, die sie sowieso im Schlaf beherrschen, wie sie auf jedem ihrer Alben in zwei, drei Songs eindrucksvoll beweisen. Nein, viel lieber drängt das kalifornische Quintett auf zeitgemäße Sounds und moderne Rock-Spielarten. Vielleicht klingt „Delta Spirit“ deshalb, als hätte jemand die musikalischen DNA-Stränge von Arcade Fire, Eagles und The Walkmen miteinander verzwirbelt.
Zum einen ist das Produzent Chris Coady (Yeah Yeah Yeahs, TV On The Radio) zu verdanken, der der Band alle Folk-Einflüsse ausgetrieben und dem Album eine metallisch blitzende Rock-Oberfläche verpasst hat. Zum anderen versteht Sänger Matthew Vasquez, mit seinen stimmlichen Kräften zu haushalten, indem er die Spannung meist bis zum Bersten strapaziert, jedoch nie überreizt. Wie schon auf „History From Below“ stehen auch diesmal die zupackenden Stücke wieder am Anfang. „Empty House“ und „Tear It Up“ sind an Dynamik und pulsierender Unruhe kaum zu überbietende Brecher, in „California“ bäumen sich die Gitarren gegen einen übermächtigen Rhythmus.
Nicht alles gerät zwingend. Manche Songs kommen nicht über ein gutes Riff hinaus, andere eifern zu offensichtlich der ein oder anderen New Yorker Band nach. Aber immerhin schaffen Delta Spirit das, woran die meisten Musiker scheitern: sich mit jeder Platte moderat zu verändern. (Rounder/Universal) MAX GÖSCHe
Gin Wigmore