Element Of Crime – Psycho

Der alte Bollerkopf ist wieder da. Lange gewartet auf Sven Regener! Seit „Damals hinterm Mond“ und „Weißes Papier“ ist er unser heimischer Lieblings-Trauerkloß, und obwohl die letzten Alben nicht ganz so meisterlich waren, freut man sich wie ein Kind auf das Grau in Grau von Hement Of Crime. Blätter fallen, Wolken ziehen vorüber, ein vollkommen nutzloser Mensch wacht auf.

Es ist Regeners Lakonismus, der anrührt, seine Einsicht ins Unglück. „Ein langes Haar und ein Abdruck im Kissen/ Sind alles, was blieb“: So sammelt der Sänger auf „Psycho“ die Reste des Glücks. „Daß ich anrufen darf/ Hast du nicht gesagt“ Eine Elegie, von zäher Fiebrigkeit wie so viele Lieder Regeners. In »Jung und schön“ läßt „das Licht der Gaslaternen schwindeln“ – in Berlin. „Ferien von dir“ ist ein verlorenes Wochenende, eine Meditation über Zweisamkeit und Entfernung; „Ich war nicht dabei“ die (fehlende) Erinnerung an einen kollektiven Rausch; „Nicht dein Tag“ die herzzerreißende Tröstung für die Fremdheit in der Welt, musikalisch so sehr Tindersticks, wie gerade noch zu verantworten; „So wie du“ ein wunderbares Couplet von enigmatischer Poesie: „20 Katzen sind/ Soviel wie ein kleines Rind/ So wie du ist alles, was diese Welt uns gibt.“

Über die nicht geglückten, bloß gewöhnlichen Lieder auf dieser Platte wollen wir nicht schweigen. Jetzt mußt du springen“ handelt vom Existenzdruck des Sohnes, der es den Eltern beweisen muß – kein Thema für Regener. „Michaela sagt“ so einiges – alle Männer seien Schwachmaten, zum Beispiel -, aber sie wirkt konstruiert aus den kauzigen Frauen der Wirklichkeit und den resoluten Weibern aus den Illustrierten, die immerzu ganz genau wissen, was sie wollen. Die sogenannten Bonus-Songs, einmal englisch, einmal französisch, sind zwar hübsch, doch Regeners Stimme klingt noch immer so grotesk zungenschwer wie damals bei „Schwere See“: „Stormy sea, my love.“ Um so gelungener „Weil es schön war“, das Regener endlich wieder mit seiner Trompete veredelt.

„Psycho“ ist natürlich eher ein Remake geliebter Regener-Topoi als ein neuer Entwurf. Wie die großen Regisseure der Melancholie (wie Francois Tmffaut, Aki Kaurismäki, Woody Allen, Kitano Takeshi!) besucht dieser Mann immer wieder dieselben Orte. Der Stil ist der Unterschied. 4,0

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