Evercear – Songs From An American Movie Vol. 1: Learning How To Smile

Nach dem Kater jetzt die nüchterne Phase. Vor drei Jahren lieferte Art Alexakis mit „So Much For The Afterglow“ ein Album ab, das abgeklärter und müder nicht hätte sein können. Inzwischen geht es ihm wieder besser. Statt ein Soloalbum aufzunehmen, hat er doch wieder sein Trio zusammengetrommelt, um ein weiteres Everdear-Werk in die Charts zu hieven. Denn das ist das erklärte Ziel des Unternehmers aus Portland. Jedem Song merkt man an, dass er für die Massen gemacht wurde, für alle, die Pop und Rock mögen und nicht gerne mit ungewöhnlichen, sperrigen Tönen belästigt werden. Das war mal anders bei Everclear.

Aber Alexakis war eben auch einmal ein anderer. Früher ein Junkie mit

chaotischen Familienverhältnissen, der seine Zukunft wahlweise in der Mülltonne oder Klapse sah – heute ein Geschäftsmann mit eigenem Label, Schauspieler und Vater. Er schwelgt in Nostalgie und Erinnerungen an die 70er Jahre, als es noch keine Videorekorder gab (ach ja?), dafür aber Schlaghosen.

In „Wonderful“ erzählt er aus Sicht eines Kindes von einer gescheiterten Familie, aber selbst da kommt einem Alexakis nicht ehrlich vor. Wenn er sich entscheiden muss zwischen wirklicher Emotionalität und schönem Schein, wählt er leider immer letzteres. So baut er bei Van Morrisons „Brown Eyed Girl“ einige „Sha la las“ zuviel ein und bei „Otis Redding“ ein paar Streicher, als sei der Titel nicht schon cheesy genug. Natürlich darfauch eine Hymne an die eigene Tochter nicht fehlen („Annabelle’s Song“), und beim „Honeymoon Song“ kommt gleich ein Walzertakt. So viel Showbiz, solch banales Gesülze.

Ende des Jahres soll es schon das nächste Everclear-Album geben, den zweiten Teil des amerikanischen Soundtracks also. Titel: „Good Time For A Bad Attitude“. Intention: härtere Stücke. Prognose: vermutlich genauso grauenvoll. Hauptsache, die Plattentitel sind schön gedrechselt,

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