
Größtes Verdienst dieses Albums der überwiegend unauffälligen Songs: Fleetwood Mac widerstanden dem Zeitgeist von 1982, naheliegend New Wave und Hardrock, und nahmen mit „Mirage“ eine Pop-Platte auf, die zeitloser klingt denn je. Aber drei Jahre nach dem verzweifelten „Tusk“ fehlten den Musikern, deren Streitigkeiten leiser wurden, die Themen.
Leid wurde zur Leier: „Angel, please don’t go/ I miss you when you’re gone“, singt Christine McVie, sonst die sicherste Texterin der fünf, in „Only Over You“.
Stevie Nicks und Lindsey Buckingham waren in Gedanken schon woanders. Beide blickten in die Vergangenheit. Nicks versuchte mit „Gypsy“ in ihre Jugend zu flüchten. Schräger gebärdete sich Buckingham, dessen Solokarriere nicht in Gang kam und der hier mit Rock’n’Roll neues Terrain erschließen wollte. Das Outtake „Teen Beat“ war als Stilübung okay, und mit „Blue Monday“ ist dem Reissue eine akzeptable Jam-Session des Fats-Domino-Songs beigefügt. Bei „Empire State“ aber fragt man sich, warum keiner Buckingham vor Veröffentlichung des Liedes zur Seite und ins Gebet nahm. „Big Apple, takin’ a bite of me … New York, make me a part of you“?
Feuer gelöscht
Die Geschichten über Kokain und Zerwürfnisse in Kalifornien konnte zwar schon Anfang der Achtziger keiner mehr hören – aber es wirkt gezwungen, wie der Gitarrist das Bild eines Neustarts, und den nur für sich selbst, inszeniert. Selbst 1982 noch wollte man ihn, Nicks, die beiden McVies und Mick Fleetwood, doch immer nur zusammen sehen. Oder gar nicht mehr.
Die Deluxe-Edition enthält drei CDs, eine DVD und eine LP, mit Unveröffentlichtem, Alternativem sowie Live-Aufnahmen aus Los Angeles. Ältere Songs wie „The Chain“ demonstrieren, welches Feuer einst in Fleetwood Mac brannte. (Rhino/Warner)
ÄHNLICHE KRITIKEN
Review: AnnenMayKantereit :: 12
AMK als Luxus-Leidensmänner: Corona-Verarbeitung in Echtzeit
AC/DC :: Power Up
Großer Hardrock-Spaß mit ein bisschen Füllmaterial
David Bowie :: Young Americans
Eines seiner stimmigsten Werke, und das mit nur sieben Eigenkompositionen und einem Coverstück.
ÄHNLICHE ARTIKEL
Mick Fleetwood verkauft Songkatalog an Musikverlag BMG
Neben Fleetwood Mac haben zuletzt auch Bob Dylan, Neil Young, Shakira und die Rolling Stones ähnliche Deals abgeschlossen.
Comedy, Horror, Antisemitismus: Darum ist das Remake von „Hexen hexen“ problematisch
Die Neuverfilmung des Fantasy-Klassikers strotzt vor schlichten Gags, schillernden Szenerien und irritierenden Special Effects – doch selbst die können die antisemitischen Klischees, die sich plakativ durch die Geschichte ziehen, nicht kaschieren.
Gedanken über Tom Petty von „Ehren-Heartbreaker“ Stevie Nicks
Für unsere Reihe der größten Musiker aller Zeiten schrieb die Fleetwood-Mac-Sängerin und gute Freundin von Tom Petty, was sie so sehr an dem Musiker liebte.