Granfaloon Bus – Exploded View

„Slanted Folkpop“ ist das Etikett, das Granfaloon Bus höchstselbst auf ihre Musik kleben – ein freundliches Entgegenkommen für all die armen Menschen, die nicht wohin wissen mit dem obskuren Quartett aus San Francisco. Ist es Americana? Oder Alternative? Oder Lo-Fi? Tatsächlich hat man ja längst die Nase voll von all den Zitatmeistern und genialen Dilettanten, die nur deshalb nicht zuzuordnen sind, weil ihnen keine Identität gelingt, doch das ist ein Vorwurf, der Felix Costanza und seine Kollegen nicht treffen kann.

Keine stilistische Schieflage nur ein Witz, keine musikalische Versperrung bloß Ironie – Granfaloon Bus speisen ihr künstlerisches Allerlei aus einem feinen Sinn für wahrhaftige Momente und integere Emphasen, organisieren ihr anfangs rudimentäres Vermögen längst mit Bedacht und bahnen so dem eigenen schläfrigen Charisma den Weg in Richtung volle Entfaltung.

Auf ,£xploded View“ gelingt der nächste Schritt mit einer Reihe tatsächlich tief in US-amerikanischer

Folklore gegründeten Songs, dessen mal liebenswerte, mal abstruse Lyrik auch jedem halbwegs offenherzigen Gedichtband gut zu Gesicht stünde. Costanza lallt und knödelt über die Melancholie der Liebe und des Seins im Allgemeinen und beschreibt das Leben weiterhin am liebsten durch den unscharfen Blick, mit dem man die Welt nach einem ausgedehnten Saufgelage beäugt – Booze-Poetry, die schon Großwesire wie Tom Waits und Neil Young applaudieren ließ.

Die Musik auf „Exploded View“ r torkelt wie gehabt zwischen alternativem Americana und Lo-Fi-Attitüden, die jede klare Oberfläche schnell zu brechen wissen. „So far from perfect, so far“, singt Costanza im „Far From Perfect Cha-Cha“, und der Lobpreis des Unfertigen schallt wie eine Einladung durch die wankenden, scheinbar achtlos hingestellten Fassaden, hinter denen sich halbscharfe, intuitiv gestaltete Räume öffnen, deren Besichtigung unbedingt beeindruckt.

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