Hans Platzgumer – Aura Antropica

Im Jahre eins nach H. P. Zinker. Heftiger, psychedelischer Gitarrencore mit schweren 70er-Jahre-Reminiszenzen, wir erinnern uns? Der schmächtige Österreicher Hans Platzgumer als Gitarrenvirtuose mit seiner ungesunden, vornübergebeugten Spielhaltung. Über den großen Teich geflohen und als angesehener Indie-Star zurückgekehrt ins gute alte Europa. Zinker sind aufgelöst Geblieben sind eine Handvoll vergriffener LPs und Hans Platzgumei; inzwischen ansässig in Hamburg und aktives Mitglied bei den Goldenen Zitronen. Der Rock-Chose müde geworden, experimentiert er im stillen Kämmerlein an introvertierten Klängen und Melodien. Das Ergebnis: ty i4ura Anthropica“. Weitgehend elektronisches Material, Piano-Läufe, coole Loops, gelegentlich sparsame Gitarren-Takes. Größtenteils instrumentale Kompositionen, perfide und luftig ausproduziert (unter anderen von Pascal Fuhlbrügge, Chris Rautenkranz und Bernd Siebeis). Trotz seiner lockeren Klavier-Epen und einladenden Grooves wird kein hippes Tempo angepeilt, sondern ein verlangsamter schwermütiger Ambient-Techno-Sound entworfen. Etwas Düsteres und Bedrohliches bestimmt die Atmosphäre. Beißend scharfer Slow-Groove, aber träumerische Klangreisen, dazwischen die einzelnen Fragmente noch immer „handgemachter“ Musik etwa wie der dreckige, funky Baß beim Song „Moloch“.

Hervorstechend natürlich sind die vier Stücke mit Gesang, besser gesagt: mit seltsam zurückgelehnten, fast tonlosen, zwischen Arroganz und Langweile pendelnden Sprechparts und deutschen Texten. Und selbst hier scheut sich H. P. nicht, neue Grenzen auszuloten. Auf kühlem HipHop-Rhythmus baut sich die Depression von „Dann ist Schluß“, allerdings ohne zwanghafte Rap-Attitüde; „Das Binnenland“ kann man durchaus als persönliche Abrechnung mit der hinter sich gelassenen Heimat interpretieren; und „Blindes Volk“ – noch stärker sogar „Dreckschwein H“ – lassen mit Zeilen wie „Die braune Brut will wieder heim“ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Aufdringliche Meinungen, irritierende Abgehobenheit, pathetische Ironie. Vielleicht ist das Verwirrende an diesem Album nicht die musikalische Neuorientierung, sondern seine Ernsthaftigkeit, mit der H. P. uns begegnet.

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