Heinz Rudolf Kunze – Das Original

Komplette Lieferung, einfach hinstellen und einschalten. Steckdose genügt. Wärme und Gemütlichkeit“, so reklamiert das Booklet im 50er-Werbestil wohl nur für ein Stromheizgerät. Zum quasi musikalischen Radiator, verantwortlich fürs Happy-Weekend-Feeling seiner Fans, krümmt sich der Meister der Doppelbödigkeit zum Glück nur in den schwächsten Momenten. Nichtigkeiten wie „Was man ganz drinnen spürt/ das kommt nicht von ungefähr“ (aus „Mehr als dies“) werfen sich den Radio-Toren an den Hals, bleiben aber Ausnahme.

Stattdessen liefert HRK mit seinem 25. Longplayer das vierte doch substanzhaltige Album in Folge ab. „Alter Ego“, schlimm biederes Pop-Machwerk von ’97, darf endgültig verziehen werden. Nach dem keineswegs enttäuschenden Interregnum von Franz Plasa nahm für Kunzes BMG-Debüt wieder Co-Songwriter Heiner Lürig auf dem Produzentenstuhl Platz, die Chemie stimmt noch immer. Stilistisch geht es hin und her, da gibt es janusköpfigen Rockabilly, den TV-Blätter in ihrem Rezi-Teil „flott“ nennen würden („Ende mit Dir“), lustig stampfende, böse Songs („Notwehr“) und eine etwas angepornte Steckkontakt-Hymne im „Wunderkinder-Stil: „Es war nicht nur Liebe, ich habe sie wirklich gesext.“

Sarkastische Rollen-Spiele erinnern an Randy Newman und diskreditieren nicht den Bewunderer („Der zweite Mann“). „Im Sarg“ ist der Osnabrücker aber auf dem Zenit. Mit zarter Stimme zu Piano und Moll lockt er schelmisch die Feuerzeuge und erzählt doch von der grundsätzlich ja eher unerfreulichen Situation, lebendig in einer Kiste sechs Fuß unter der Grasnarbe zu stecken: „Eins ist klar/ Man hat im Sarg gefälligst tot zu sein.“ Ein Zweites auch: Soweit ist der Mann noch lange nicht.

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