Hellwood – Chainsaw Of Life
Und sie erkannten einander, noch bevor sie sich persönlich kennenlernten. Damals marschierte Jim White in Austin nach einer Show von Johnny Dowd in dessen Garderobe und bekam von dem zu hören: „Oh yeah, you’re the kid who does what I do?“. Hellwood, population 3 steht jetzt, immerhin neun Jahre später, auf der Rückseite ihres gemeinsamen Albums „Chainsaw Of Life“. Willie B heißt der Dritte im Bunde, bekannt aus dem Dowd-Camp, hier auch Musiklieferant. Ansonsten vertont White auch schon mal Dowd und gemeinsam Geschriebenes, Dowd hingegen immer nur sich selbst.
Wogegen auch nichts einzuwenden ist, wenn er als schmieriger Hinterwald-Funkateer zum selbstredend blutigen Griff in „God’s Back Pocket“ ausholt. Und „Chicken Shack“ klingt im Duett mit der vertrauten Kim Sherwood-Caso, als wären die B-52’s einem durchgeknallten Wanderprediger anheim gefallen. Die Gospel-Kankatur „Thank You, Lord“ impft Willie B gleich zum Auftakt dieses unheiligen Dutzends mit einem Calypso-Vibe, was sie nur noch höhnischer macht. „Danke für Katrina“, rezitiert dazu Dowd. Schuld und Sühne, Pt.67, also, bezahlen müssen alle irgendwie, irgendwo, irgendwas. Man erfährt hier nichts über das sogenannte „andere“ und vielleicht wahre Amerika, was man nicht vorher schon von Dowd oder White erfahren hätte. Sie sagen es nur hier und da auf eine Art und Weise, zu der sie jeder für sich nicht fähig waren. Dowd kann aus seinem hermetischen Ein-Mann-Zirkus auch mal in eine etwas größere, buntere Manege aufbrechen, wo Willie B die Soldaten-Hölle „The Good Die Young“ als pumpendes P-Funk-Derivat herrichtet, wo White seinem „Man I A Plaid Suit“ eine dornige Punk-Rose ins Knopfloch steckt. White wiederum wird seine Texte nie so bedrohlich interpretieren können, wie Dowd es in „Fireworks Factory“ tut.
Später holt White mit „Spider In The Bed“ die Paranoia zum ironisch angerichteten Picknick auf die Pop-Wiese, wo auch „Alien Tongue“ zickig ein paar schnelle Runden dreht. Den im klassischen Sinne schönsten Song heben sich Dowd und White fürs Finale auf. „Dream On“ raten sie und lassen ihren Protagonisten nach Liebe schreien, so sanft sie nur können. „Suffer me tender, sufter me long, til the fool in me is gone“, singt Jim White. Am Ende der Hölle wartet doch noch einmal eine Sehnsucht. Wer hätte das gedacht? (