Hundred Dollar Valentine :: Exzellentes Spätwerk des wenig bekannten Songschreibers

Unter Roots-Freunden wird er spätestens seit den 90er-Jahren verehrt, doch kaum ein amerikanischer Songschreiber ist derart ohne Elogen geblieben wie Chris Smither. Obskure Labels, keine Promotion, keine Auftritte in Deutschland. Die mittleren Jahre vergingen, nun ist das Spätwerk erreicht, das Smither mit Alben wie „Happier Blue“ schon vorweggenommen hatte.

Mit einer kleinen Band spielt der Gitarrist vordergründig rustikalen Country-Blues mit Mundharmonika und Fiddle, formal oft traditionalistisch. Aber dann gibt es Songs wie „All We Need To Know“, die wie durch eine Nebelwand musiziert wirken, mit dräuendem Geigenspiel, elegischer Harmonika und Smithers dunkel raunendem Bariton, einem unfassbar sehnsuchtsvollen Instrument, das wie Eddie Vedders Knödelgesang klingt, aus der Tiefe der Brust geholt: „We are falling, that’s the calling.“ Sogar das klischeehafte „Hundred Dollar Valentine“ ist eine erschütternd traurige Angelegenheit: „No mail today, my phone never rings/ I know you told me you’d be home by four/ But I can’t take it any more.“

Und die Melodie von „Feeling By Degrees“ zerreißt einem das Herz. Fatalismus als schöne Kunst.

(Signature/In-Akustik) Arne Willander

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