Iggy Pop :: Skull Ring
The Ig: zurück mit Punk. Oldschool-Rock und den Brüdern Asheton.
Sein Nu-Metal-Geklotze war erbärmlich, frei von Anankasmus, alles bloß berechnet. Eine Rechnung ohne den Wirt freilich, denn dem durchschnittlichen Konsumenten von Korn oder Slipknot ist das Ranschmeißen alter Menschen, so ab 30 spätestens, zutiefst zuwider. Die Leserbrietseite des Furzrock-Fachblattes „Revolver“ kennt da keine Zimperlichkeit. Respekt zollt man dort Iggy weniger für seine musikalischen Anbiederungsversuche als für das beherzte Schreddern seines Brustkorbs mittels Messern oder Rasierklingen. Das spritzt, das eitert, das tut richtig weh. Iggy Pop, die Jackass-Ikone.
Mit „Skull Ring“, so hörte man, sei dieses unrühmliche Kapitel beendet, Pop gehe zurück zu seinen Stooges-Wurzeln, spiele mit den Brüdern Asheton und fabriziere wieder Punk. Was zutrifft, sofern man Punk liberal definiert, ab laute, schnelle, Gitarren-generierte Attacken ohne ideologischen Ballast. „Little Know It All“, eine Kollaboration mit den Bubis von Sum 41 hat all das, dazu eine mehr als passable Melodie und obendrein einen juvenilen und doch altklugen Text, den Iggy raushaut, als könne er sich gut erinnern: „I’m the kid that noone knows/ I live a life I never chose.“ Gute Single.
Als überwiegend gelungen mögen auch jene Tracks gelten, auf denen Ron und Scott Asheton mitwirken, besonders der Opener „Little Electric Chair“, ein grenzdebiles, „Woo“-heulendes, Handdap-getriebenes Stück Trash-Pop, mit fast fünf Minuten allerdings viel zu lang geraten. Der Titelsong, ein Sub-Cramps-Verschnitt. und die Slide-Schleuder „Perverts In The Sun“ bleiben dagegen kaum hängen. Ebensowenig wie „Supermarket“, das The Ig mit den Pudel-Punks Green Day aufnahm. Umso erstaunlicher, dass der andere Green Day-Track, „Private Hell“, zu den dünn gesähten Höhepunkten zählt, mit Fifties-Reverb und düsteren Offenbarungen: „I have a private hell of excellent quality.“ Klingt wie die perfekte Charakterisierung von „Motor Inn“, der Wiedervereinigung mit Porno-Peaches, ohne nacktes Knattern der Beat-Box, dafür stupide bolzend und natürlich voller „great big titties“ und Fick-mich-Gegröle. Haarig.