In Würde trinken :: M.A. Numminen ist „“Der Kneipenmann“

Zu den vielen finnischen Merkwürdigkeiten gehört es, dass in einfachen Pinten nur Bier der Kategorie III, also bis

4,5 Vol.% alc. ausgeschenkt werden darf. Wer stärkeren Stoff will, muss ein staatliches Alkoholgeschäft oder Restaurant aufsuchen. Da sich das viele nicht leisten können, findet sich das „einfache Volk“ in der „Dreierbierbar“ ein, wer gesellschaftlich noch etwas zu verlieren hat, meidet diesen Ort. Der finnische Tango-Anarchist M.A. Numminen alias „Der Kneipenmann“ (Gerd Haffmans bei 2001,13,50 Euro) hat 132 solcher Lokalitäten abgeklappert, und nach und nach fügen sich diese kleinen Kneipenimpressionen zu einem liebevoll-philanthropischen Porträt des Milieus. Die Leute hier sind vielleicht ungebildet, aber auch warmherzig, großzügig und vor allem witzig. Hat eigentlich jemand etwas anderes erwartet? In Finnland schon! Im Vorwort erklärt er stolz, dass erst dieses Buch in seiner Heimat die gesellschaftliche Ächtung des „Dreiers“, seiner Schankstätten und nicht zuletzt seiner Säufer revidiert hätte. Heimeliger Romantik entgeht Numminen trotzdem meist: „Die Leute in Sodankylä verstehen nicht, was es heißt, in Ruhe und Würde zu trinken, betrinken wollen sie sich bloß, jawohl.“

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