Jahrelang out, ist Travolta nun mit zwei Filmen im Kino :: Travolta im Quadrat
Mit dem Gangster-Melodram „A Better Tomorrow“ wurde der Regisseur John Woo in Hongkong zum Heiligen. Zwei verstoßene und verbitterte Killer kämpfen um Respekt und Würde, ihre Familie und den alten Ehrenkodex ihres Gewerbes. Mit heroischer Verzweiflung legen sie drei Dutzend Gunmen um. Einer der Freunde stirbt für den anderen. Bei Woo ist nur Freundschaft unsterblich.
%bo ist der Existentiafist unter den Acrkmfümern. Dferomantische Ritterlichkeit seiner Figuren entlädt sich in Schießereien von sakraler Schkksalhaftigkeh. Er komponiert den Kugelhagel als Symphonie, seine Schützen bewegen sich in Zeidupe wie beim Ballett, die loten tanzen im Rhythmus der Einschläge. Scorsese nannte ihn den „Mozart der Verwüstung“, und Tarantino zitiert im Schluß von „Reservoir Dogs“ eine Szene aus Woos „Bullet In The Head“. Mit Chow Yun-Fat, einem Star aus „The Killer“ und „Hard Boüed“, möchte Woo ein Script von Tarantino verfilmen. In Hollywood jedoch mußte er sich mit denselben Mechanismen arrangieren wie seine Idole Peckinpah, Coppola und Kubrick. Mit „Hard Target“, der siebenmal um eine halbe Stunde gekürzt wurde, hatte Jean-Ckude Van Damrne immerhin seinen besten Filrn -und Woo einen respektablen US-FJnstand gedreht Nun hat er John Travolta, einen Freund von larantino. In OPERATION: BROKEN ARROW spielt Travolta den
psychopathischen
US-Piloten Vic Deakins, der zwei Atomraketen eines Stealth-Bombers klaut. Dabei versäumt er, seinen Kameraden Riley Haie (Christian Slater) umzulegen. Der treue Soldat und die Rangerin Terry (Samantha Matfais) verfolgen den Verräter und seine Schergen durch die Wüste von Utah.
Der Bruch der Freundschaft und Loyalität als Kern der Story dürfte Woo gereizt haben. Immer wieder setzt der Ästhet magische Momente der Besinnung, bei denen die verfeindeten Freunde die Nähe des anderen spüren oder das Abfeuern einer Waffe meditativ verzögert wird. Travolta hat jene Lakonik und fatalistische Lust, die Woo Vorzuglieh in trancehafte Nahaufnahmen umsetzen kann. Die Explosionen des Helikopters, Bergwerkes und Zuges hätte jeder andere inszenieren können.
Am Ende setzt Woo ein ironisches Ausrufezeichen seines Stils: Die Atombombe wird zur gigantischen Patrone. Oliver Hottmann
Gönnen wir John Travolta nach seiner langen Q Durststrecke zwischen „Saturday Night Fever“ und „Klick mal, wer da spricht“ sein ruhmreiches Comeback. Aber warum muß er sein „Pulp Fiction“-Image unbedingt in fast jedem neuen Film pflegen? Mit verkrampfter Komik schlachten Regisseur Barry Sonnenfeld (»The Addams Familiy“) und seine Star-Riege (neben Travolta geben sich Rene Russo, Gene Hackman als Russ-Meyer-Verschnitt und Danny DeVito als LeinwancHSapoleon die Ebre) in SCHNAPPT SHORTY (ab 29. Februar) hemmungslos Quentin Tarantinos Gangster-Geniestreich aus.
Mit sattem Hüftschwung stolziert Travolta als cooler Schuldeneintreiber Chili Palmer durch Miami, ehe er einen Auftrag im fernen Los Angeles erhält. Aber statt dem abgehalfterten Sex-Filmer Harry Zimm (hager und mit Bart kaum wiederzuerkennen: Gene Hackmann), der erfolglosen Trash (also „Pulp“) produziert, beide Beine zu brechen, steigt der Kino-Fan lieber selbst ins Filmgeschäft ein. Als Hauptdarsteller des gemeinsamen Projekts muß unbedingt der Hollywood-Star Martin Weir alias „Shorty“ DeVito her – und der Mafioso aus dem sonnigen Florida kennt alle Tricks, um den kleinen, bösartigen Liebling der Schönen und Reichen für sich zu gewinnen. Dennis Hopper wußte seine Gegner in „Blue Velvet“ durch sein teuflisch-enervierendes „Don’t look at me“ einzuschüchtern, Chili Palmer braucht sein Gegenüber mit breitem Grinsen nur aufzufordern: „Look at me!“
„Pulp Fiction“ faszinierte durch seinen anarcho-zynischen Witz, „Schnappt Shorty“ ist nur noch albern und lächerlich bis zur Peinlichkeit. Barry Sonnenfeld, bislang in der Branche wegen seiner seichten Komödien verschrien, hinkt der Entwicklung wieder einmal ein Jahr hinterheb Denn bereits in „Bullets Over Broadway“ konnte eine Kanone die Richtung der Kunst ändern. Aber LA. ist nicht New York, und Sonnenfeld nicht Woody Allen. Sei’s drum: Diese Bullets over Hollywood haben die amerikanischen Kinos und Kritiker erobert. Dennoch wurde Travolta nicht für den Oscar nominiert. Jedes Jahr werden dort aber auch die „Goldenen Himbeeren“verliehen: für außergewöhnlich peinliche Leistungen.