James Levy & The Blood Red Rose :: Pray To Be Free

Der Bariton entdeckt mit Allison Pierce, wozu er fähig ist.

Man sieht das Video zum ersten Song „Sneak Into My Room“ und denkt sich: Ach, die Nummer … Kennen wir. Zur Genüge. Von Gainsbourg/Birkin bis Cave/Minogue. Die Schöne und das Biest. Rotkäppchen und der Wolf. Für den Part der blutroten Rose ist hier Allison Pierce (The Pierces) zweifellos in jeder Hinsicht qualifiziert. Aber ist dieser James Levy auch, nun ja: biestig genug?

Das Schöne an „Pray To Be Free“ ist, dass diese Frage im Verlauf der noch folgenden elf Songs ziemlich unwichtig wird. Weil der behände Bariton des bisher als Anti-Folkie und Band-Vorsteher eher fehlbesetzten Barden aus Vermont (!) über kleinliche Zweifel erhaben ist. Weil Levy und Pierce nur „good pals“ sind und vielleicht deshalb als Paar in ihrem Rollenspiel so unbefangen harmonieren. Weil Levy Gentleman genug ist, um seiner Rose mit ihrem „Crying Myself To Sleep“ auch mal den Vortritt zu lassen.

Dass Levy für „Pray To Be Free“ auch zuhauf ältere Songs aus verschiedenen Schaffensperioden recycelt, unterstreicht den Neustart-Charakter der Unternehmung und ergibt inhaltlich allemal Sinn. Weil Stücke wie „Crying To The River“, „Bums In Love“, „Painted Red“, aber auch das ganz zurückgenommene „Holy Water“ erst in diesem Setting ihre ganze Pracht entfalten können. Dabei weiß Produzent Guy Berryman (der Coldplay-Bassist) mit dem ganz großen Besteck (Streicher, Bläser, Chöre) umzugehen. Schon toll, dieses Arrangement für „Keep My Baby“, bis die Bläser fast kollabieren.

Einen Knaller hebt sich James Levy noch bis zum Schluss auf. Die Orgel flirrt, Bläser paradieren, wenn er „Precious Age Of 13“ in memoriam seiner Bar Mitzvah mal eben auch auf hebräisch zelebriert. Weil er doch kein Französisch kann. Ganz schön und auch ein bisschen … biestig. (Heavenly/Cooperative) Jörg Feyer

Beste Songs: „Bums In Love“, „Precious Age Of 13“

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