Jimmy Cliff – Black Magic
Darf man das? Fast drei Jahre danach diesen Song veröffentlichen? „September eleven, it was hell in heaven“, reimt der auch schon 56-jährige Ska/Reggae-Veteran so unbedarft über einem munteren Off-Beat, als ginge es geradewegs zur nächsten Gartenparty. Es gab Zehen, da pries niemand anders als Bob Dylan Jimmy Cliffe „Vietnam“ als besten Anti-Kriegssong, den er je gehört habe. Aber das waren andere Zeiten (und andere Kriege).
Songs wie dieser oder das nicht ganz so platte „War In Jerusalem“ befremden an sich, aber auch durch den Kontext Denn drumherum quillt’s ja nur so über vor guten Vibes und positive thinking. Oder anders: „No Problems Only Solutions“. Wobei: Das ist noch einer der besseren Tracks, denn da hört man zu minimalistischem Arrangement wenigstens mal etwas mehr von dieser immer etwas weltmüden Stimme, die an Kraft verloren haben mag, an Reiz indes wenig. Denn sonst hat Jimmy Cliff über weite Strecken offenbar jeden neben sich ans Mikro gelassen, der noch mal wollte. Wozu dann eine Studio-Null wie Yannick Noah ebenso gehört wie ein Joe Strummer, der im Dancehall-Versuch „Over The Border“ aber auch eher versumpft.
Mit Wydef Jean und Kool & The Gang & Bounty Killer zieht’s Cliff auf die Tanzfläche, mit Spice reanimiert er seinen Klassiker „You Can Get It If You Really Want“ als „I Want I Do I Get“, mit Sting & Tony Rebel will er weiter an die Macht der „People“ glauben. Patti Smith light, sozusagen.
Am besten funktioniert noch „The World Is Yours“ mit Tassane Chin: Maschinen-Beat meets Rap-Einlage. Und „Love Comes“ mit Annie Lennox & Hawk Eye ist fast eine Eurythmics-Reunion, denn als Co-Autor fungiert Dave Stewart, der als Produzent von „Bllack Magic“ einsehen muss, dass ein paar hübsche Ticker-Tacker-Beats (wie in „Fantastic Plastic People“) noch keinen Timbaland machen.
Wie singt Mister Noah dann doch irgendwie ganz passend? „Take your time if you want, but don’t take mine_“ In diesem Sinne.