Jobriath – Lonely Planet Boy

Sogar im Flohmarkt-Buch „IIja Richter präsentiert: Star Szene ’77“ hat Jobriath eine Seite mit Bild, links neben Billy Joel. Da steht, Jobriaths erstes Album habe ihn „in der ganzen Welt bekannt“ gemacht Ganz so obskur, wie Freund Morrissey uns erzählt, scheint der Clown also nicht gewesen zu sein. Es war jedenfalls so, dass man Jobriath 2004 als Vorprogramm für die „You Are The Quarry“-Tour angefragt hatte und Morrissey telegrafiert bekam, der Künstler sei leider seit zehn Jahren tot. Morrissey selbst hat nun die besten Stücke aus Jobriaths zwei Alben von 1973 und 74 auf einer CD kompiliert, die vor allem das Hörbeispiel zu einer besonders tragischen Show-Biografie ist: der ehemalige Rent-Boy und „Hair“-Darsteller aus Pennsylvania, der von Carly Simons größenwahnsinnigem Ex-Manager als erster schwuler Popstar präsentiert wurde. Der Debütant, für den man drei Abende lang die Pariser Oper mietete und dann wieder absagte, als die Plattenfirma Elektra abriet. Man kann verstehen, dass die Leute misstrauisch waren. Jobriath wurde ungeheuer aufdringlich als US-Antwort auf Bowie und Elton John konzipiert, und das Musical-hafte, geleckt Opulente dieser Produktionen tat seinen oft ergreifenden Liedern nicht gut. Gern würde man die Piano-Demos hören, ohne Peter Framptons Jaulen und die Chorfrauen, ohne die typisch männliche Vorstellung von Glam-Pop, die dem femininen Künstler aufgezwungen wurde. Morrissey hätte eine gescheite Platte mit ihm gemacht.

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