John Mayer – Battlefield Studies
Mensch Mayer! Was macht der smarte „Retter des Blues“ denn da im, naja, Feindesland? Wieso tut sich der siebenfache Grammy-Gewinner beim vierten Studiowerk diese schmockigen Feldstudien zum Thema 70er- und 80er-Jahre-Poprock fürs Radio an? Hochglanzpolierte Stil-Etüden sind das, mit natürlich gewieft phrasierter Stimme, aber allzu milder Sandpapier-Körnung. Warum lutscht er im Studio diese Songs aus dem „Kriegsgebiet Liebe“ nur so kantenfrei, dass sogar manches von Genre-Granden wie Rea, Collins, Adams oder Sting im Vergleich revoluzzerhaft klingt?
Gekonnt entworfene Nummern mit feinen rhythmischen Texturen („Edge Of Desire“, „Assassin“, „Do You Know Me“) jagt Mayer fast provokativ durch den Weichzeichner. „All We Ever Do Is Say Goodbye“ ist ein effektiver, angesichts von Mayers Talent empörend herkömmlicher Bee Gees-Tränenzieher. „Friends, Lovers Or Nothing“ ein harmonisch allzu friedlich dudelnder Schlusspunkt, das Robert-Johnson-Cover „Crossroads“ nur deswegen schön druckig, weil Mayer das Clapton-Riff der Cream-Version gekupfert hat. Ob der Mann aus Kalifornien einen Großteil seiner kreativen Energie einfach in seinen Affären mit Aniston, Simpson oder Love Hewitt gelassen hat?
Manches muss ziemlich böse gewesen sein: Mit „Bombs are falling everywhere“ bietet er schon im von U2-Klassiksound angetriebenen Opener „Heartbreak Warfare“ eine im Thema sehr befremdliche Metapher. Und auch „Assassin“ erzählt eine irritierend mörderische Story aus dem Schlachthaus der Amouren. Die Country-Pop-Belanglosigkeit „Half Of My Heart“, Duettchen mit Sternchen Taylor Swift, wirbt dagegen mit nettem Augenzwinkern für einen Typen, der beim Kuss schon mit einem Auge nach der nächsten Eroberung linst.
So viele verpasste Chancen. Wieso entwickelt der begnadete Gitarrist und Songwriter John Mayer nur auf einmal den Ehrgeiz, überkommenen Müll vergangener Dekaden zu reanimieren?