Jonboy Langford and the Pine Valley Cosmonauts – Misery Loves Company und Sally Timms – To The Land Of Milk And Honey :: Scoutrecords/RTD
John Langford und Sally Timms gehören zu den wenigen Musikern, von denen man sicher sagen kann: Sie sind feste Mitglieder der Mekons (oder besser: von Mekons, denn seit einiger Zeit fehlt der Artikel). Zusammen mit Tom Greenhalgh bilden sie den harten Kern des umbesetzungsfreudigen Kollektivs. Wenn jetzt beide gleichzeitig ihre Solo-Alben veröffentlichen, könnte das leicht mißverstanden werden als Fortsetzung der Band mit anderen Mitteln – zumal Langford an der Platte seiner Kollegin maßgeblich beteiligt ist Das musikalische Spektrum der Gruppe war ja nie so begrenzt, daß man daraus jetzt dauernd ausbrechen müßte. Andererseits: Warum sich nicht mal kleine, private Träume erfüllen? Und die gehen bei Langford und Timms tatsächlich weg vom Mekons-Konzept und in entgegengesetzte Richtungen. Langford geht weg von sich selbst.
Er hat eine Sammlung von Johnny-Cash-Stücken aufgenommen und folgt damit dem momentanen Trend zu dessen Heiligsprechung – trotzdem ist der Umgang damit seltsam ironisch. Nicht nur die Version von „Busted“ operiert gefährlich nahe an einer Country-Parodie, und manchmal scheint sich „Jonboy“ über seine Position gegenüber den Liedern nicht ganz im klaren zu sein. Eine unentschiedene, aber auch nicht völlig vergeigte Platte. Immerhin gräbt Langford einige Cash-Stücke aus, die wenig bekannt sind – und spielt sie sozusagen mit integriertem Untergrund: Unter dem Gesang dudelt und sägt ständig irgendein Instrument als dissonantes Störfeuer.
Sally Timms dagegen pflegt ihr lyrisches Ich. Sie hat sich der Subjektivität und der Kammermusik zugewandt Ihre Traumphantasien und Reiseberichte sperren sich gegen schnellen Konsum. Manche Einfälle muß man mutig nennen etwa das quälend lange fade out von „Half Past France“.
Im Archiv werden diese traurigen Protokolle bestimmt mal im Riesen-Fach „vergessene Pop-Perlen“ verschwinden. Wäre es jetzt Herbst – man könnte „To The Land Of Milk And Honey“ mit den ganzen Geigen und akustischen Gitarren als Herbstplatte bezeichnen. Jetzt ist es Winter. Dafür ist sie zu schön.