Lianne La Havas :: Is Your Love Big Enough?
Der jazzige Soulpop der großen Sängerin ist etwas zu erwachsen
Die in der Juli-Ausgabe größer vorgestellte neueste Hoffnung am britischen Neo-Soul-Himmel: Wenn man sich mal den Auftritt der Londonerin in Jools Hollands TV-Show ansieht, der ihrer jungen Karriere den entscheidenen Kick gab, weiß man natürlich, warum. Allein mit einer elektrischen Gitarre steht sie da, sieht bezaubernd und ein wenig wie Erykah Badu aus, klingt leicht rauchig wie Lauryn Hill, der sie allerdings die geschmeidigere Stimme voraushat. Sie spielt dort „Age“, eine leichthändige Argumentation für den älteren Liebhaber, die angemessen in cool gezupften, jazzigen Blockakkorden gehalten ist.
Eine gewisse jazzige Transparenz liegt auch über dem gesamten Album. Aber leider hat man es mit einem plätschernd-geschmackvollen Erwachsenensound belegt. Den zärtlich schubbernden, nicht immer wirklich originellen Balladen liegen manchmal diese typischen, weichlich-gespreizten Basstöne unter, und über ihre sacht schrappende Gitarre gab man noch einen glättenden Dämpfer, dass selbst die kantigeren Ideen noch sämig wie von Norah Jones wirken.
Einige bacharacheske Stücke entfalten auch in ihrer etwas hüftfetten Gestalt noch einigen Reiz, „No Room For Doubt“ etwa, eine Art Fortsetzung von „Age“, auf dem ihr wohlwollend väterlich Willy Mason zur Seite steht, oder „Au Cinema“, das sixtiesluftig und doch beinahe modisch daherschuffelt. „Tease Me“ mit seiner sparsamen, leise quakenden Gitarre bringt sogar die angenehme Bar-Stimmung, auf die vieles hier vergebens zielt. Aber eigentlich beruht der Reiz dieses Easy Souls allein auf der ausnehmend reizenden, zumal für eine 22-Jährige enorm sicheren Phrasierung. Für die Musik bedeutet die frühe Reife eher eine nicht sehr aufregende vorzeitige Alterung. (Warner) Markus Schneider
Beste Songs: „Tease Me“, „Au Cinema“