Märchenland im Müll

Märchenland im Müll gleicht einem zerschlagenen Mosaik voller vermeintlich autobiografischer Versatzstücke von Constanze S., die wie in einem düsteren Gruftie-Poesiealbum Momentaufnahmen aus Dopingen beschreibt. Dopingen gibt es nicht, doch den Alltag nach Sonnenuntergang, verziert mit Edding, kennt man: aus Musikclubs, mit Sangria und Schnorrereien. Punk und kleinstädtischer Enge, befreit nur von Sound und Song. Dass das in einem Indie-Verlag erschienene Büchlein mit dem Untertitel „Der Zauber des Elends“ von Fun und Pepp der Popliteratur weit entfernt ist, liegt an dem roten Faden, der sich durch alles zieht: die Erzählerin der Nächte, die so jeder kennt, aber kaum vermisst, reflektiert ihre Erblindung. Im Geiste wirft sie Licht auf das, was Blinde nicht oder nicht mehr sehen oder einsehen. Der Blick in die Unterwelten der Psyche erhält Witz und Schärfe aus dem grauen Alltag, Sprachwitz mit „Schwarzseherei“. Die Hörbuchversion hat gegenüber dem Buch gewonnen, da zwischen den unterschiedlich niveauvollen „Einsichten“ vier Bands manierlich rocken. (17 Euro)

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