Neil Young

Hawks & Doves

Selbst Youngs treueste Fans wurden in den 1980er-Jahren auf manch harte Probe gestellt. Mit „Hawks & Doves“ von 1980 noch nicht, weil das Album zur Hälfte aus Aufnahmen bestand, die bereits seit Mitte der Siebziger in Schubladen geschlummert hatten.

Auch für Youngs Partner waren die Achtziger kein Zuckerschlecken, die Herren Crosby, Stills und Nash versanken in musikalischer Bedeutungslosigkeit. Young hingegen wehrte sich gegen Aufweichungstendenzen, blieb unbequem, da unberechenbar. Selbst seine treuesten Fans wurden auf manch harte Probe gestellt. Mit „Hawks & Doves“ von 1980 noch nicht, weil das Album zur Hälfte aus Aufnahmen bestand, die bereits seit Mitte der Siebziger in Schubladen geschlummert hatten. Die restlichen Cuts waren zwar neu, folgten aber mit Fiddle, Steel, Harmonica und satten Vokalharmonien jenem Country-Rock-Pfad, der nun schon ein wenig ausgetreten war, an dessen Ende aber, darauf setzte man bei Reprise, womöglich ein weiteres Herz aus Gold wartete. Eine Hoffnung, die Young mit seiner nächsten LP mit Bedacht zerstörte.

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„Re-ac-tor“ (★★★) erschien im Folgejahr, verprellte die Plattenfirma wie sein Publikum, das den neuwelligen Synth-Rock als schnöde Anbiederung an den Zeitgeist empfand. Crazy Horse hielten punktuell zwar tapfer dagegen, Tracks wie „Shots“ und „Southern Pacific“ haben keine unerheblichen Meriten, doch verkaufte sich die LP so schlecht, dass Reprise den Stöpsel zog. Woraufhin David Geffen auf den Plan trat, dem nun Vertragslosen eine Million Dollar pro Album garantierte sowie die absolute Kontrolle über seinen künstlerischen Output. Young unterschrieb – ein folgenschwerer Fehler, denn sein Verhältnis zu dem egomanischen Mogul war bald geprägt von Querelen und Misstrauen.

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Eine Handvoll Alben erschien auf Geffen, stilistisch querfeldein, qualitativ höchst erratisch und nur halbherzig beworben. Neil Young kehrte reumütig zu Reprise zurück, und „This Note’s For You“ (★★★1/2) schien 1988 einen Schub zu versprechen. Die Musik war energisch, bluesbasiert, bläserverstärkt, und die Songs kamen mit Imperativ: Keine kreativen Kompromisse, kein Ausverkauf! „Ain’t singin’ for Pepsi/ Ain’t singin’ for Coke“, proklamierte Young, und man nahm ihm das nur allzu gern ab. Dennoch blieben die Verkaufszahlen bescheiden.

Weitaus belastender war für den Klang-Ästheten damals die konzertierte Marktmanipulation zugunsten eines minderwertigen, ungleich profitableren Tonträgers mittels „Gehirn­wäsche industriellen Ausmaßes“. Der Spuk werde aber bald vorbei sein, prophezeite Neil „Nostra­damus“ Young anno ’88, „spätestens in 30 Jahren“.