Old Boy :: Start: 2. 9.

„Die Frage ist nicht, weshalb ich dich einsperren ließ, sondern warum ich dich entlassen habe.“

Ein Mann wird entführt. Unbekannte stecken ihn in ein kleines Zimmer mit Tisch, Bett und Dusche. An der Wand klebt ein Fenstermotiv mit Blick auf eine Windmühle, Essen bekommt er durch eine Luke am unteren Ende der Tür. Aus dem Fernseher erfährt er, dass seine Ehefrau ermordet worden ist und er als Täter gilt. Auf dem Bildschirm flimmert die Weltgeschichte an ihm vorüber. Dann wird er plötzlich in Freiheit gesetzt. Nach 15 Jahren völliger Isolation. Mit wirren Haaren, einem feinen schwarzen Anzug und Schecks für 100 000 Dollar steht er auf der Straße.

„Rache ist gut Aber bedenke: Was kommt danach?“

Der Auftraggeber (Ji-tae Yoo) der Entführung von Dae-su Oh (Min-sik Choi) zeigt sich bereits nach kurzer Zeit Er ist ein junger Mann mit weichen Gesichtszügen und kühler Stimme, der Fragen stellt, worauf Dae-su die Antworten finden muss. „Wenn du mich tötest, wirst du nie den Grund für dein Leid erfahren.“ So begibt er sich auf die Suche, die weit in seine Vergangenheit und tief in seine Seele führt und der koreanische Regisseur Chanwook Park begleitet ihn mit perfider Raffinesse und Konsequenz überall hin, wo es weh tut „Wie fühlt sich das Leben in einem größeren Gefängnis an?“

Körperlich empfindet Dae-su keinen Schmerz mehr. Um „etwas Lebendiges zu spüren“, verschlingt er in einer Sushi-Bar einen noch zuckenden Tintenfisch. Er futtert sich manisch durch die Speisekarten hunderter Restaurants, bis er am Geschmack den Lieferanten seines langjährigen Essens und so den Ort seiner Gefangenschaft herausfindet. Dort prügelt er in einem engen Gang mit einem Hammer auf ein, zwei Dutzend Kerle ein, immer mehr strömen herbei, bis alle erschöpft und blutend am Boden liegen. Es ist eine schonungslose Szene aus Schlägen, Schreien, Stöhnen ohne eine Choreografie.

„Danke, dass ihr euch meine grausame Geschichte anhört.“

„Old Boy“ ist ein Thriller, der alles wagt, eine virtuos montierte Tortur wahnsinniger Bilder und Schnitte, wie es sonst nur die Japaner Kitano, Miike und Sabu tun oder es gerade noch Lynch, Fincher und Tarantino schaffen. Dass er in Cannes den Preis der Jury, „Fahrenheit 9/11“ aber die Goldene Palme erhielt, ist eine andere Geschichte.

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