Pink Floyd – Oh By The Way – The Mini Vinyl Studio Box Set

Dieser Kasten mit den 14 Studio-Alben – die Vinyl-Editionen wurden auf CD-Format verkleinert – hat in der Gemeinde bereits Dispute unter den Exegeten ausgelöst. Zwischen „Gute alte Zeit“ und „Für Sammler unverzichtbar“ sowie „Die Plattenfirmen brauchen Geld“ und „Modernes (Re-) Marketing“ verläuft die Demarkationslinie; „Außen hui, innen pfui“ lautet ein unentschiedener Kommentar. „Nichts Halbes, nichts Ganzes“ ein anderer.

Dabei geht es ja gerade ums Ganze – um die Platten von „The Piper At The Gates OfDawn“ bis „The Division Bell“. Zusätzliche Stücke, Outtakes, Live-Aufnahmen enthält diese Box eben nicht – sonst wären es ja keine „Mini VinyP‘-Replicas. Und auch SACD- oder DVD-Audio-Versionen fehlen. Und das ist auch erfreulich. Denn vor einigen Monaten wurde ja „Piper“ in einer Drei-CD-Box in Mono und Stereo und mit allen Singles vorgelegt, und „The Dark Side Of The Moon“. das sonisch vielleicht interessanteste Werk, liegt in mindestens vier Fassungen vor. Die Floydianer kennen das alles zur Genüge und können jetzt ein weiteres Mal vergleichen. Auf den Komplett-Karton werden sie nicht verzichten wollen. Novizen werden für 150 Euro in das Universum eingeführt und können bald selbst wichtigheimern.

Schon seit einigen Wochen notorisch ist der Fertigungsfehler bei „The Wall“: Das Inner Sleeve führt Seite 3 doppelt auf (dabei gibt es hier ohnehin keine dritte Seite). EMI nimmt solche Exemplare generös zurück. Allerdings wäre es womöglich schlauer, wenn man diese besondere Ausgabe behalten würde – zumal sowieso kaum ein Wort zu entziffern ist. Das ist freilich der inhärente Makel bei Vinyl-Nachbildungen. „Optisch und haptisch ist diese Box der Burner“, findet ein Hörer. Natürlich kann man die alten Schallplatten ins Regal stellen, falls sie dort noch nicht stehen – aber Pink Floyd noch einmal sukzessiv hören wird man wahrscheinlich nicht.

Tut man es doch, weil der Karton dazu einlädt, wird man alte Urteile bestätigt finden: „Piper“ bleibt unantastbar. Niemand will sich unglücklich machen. Es spricht wenig für das wüste Experimentieren auf „A Saucerful Of Secrets“, „More“ und „Ummagumma“, mehr für „Atom Heart Mother“ und „Meddle“, und „Obscured By Clouds“ wird offenbar gerade einer Remedur unterzogen. „Dark Side“ und „Wish You Were Here“sind erhabener Kitsch, während „The Wall“und „The Final Cut“ saurer Kitsch genannt werden müssen. Das zynische, satirische, bittere, nicht enden wollende „Animals“ ist das dark horse des Katalogs. „A Momentary Lapse Of Reason“ und „The Division Bell“ sind behäbiger, belangloser Schlock. der so tut. als handelte es sich um Musik von Pink Floyd.

Und das ist natürlich die reine Wahrheit, ontologisch und eschatologisch.

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