Pure Phase – Spiritualized

PURE PHASE Spiritualized Dedicated/RCA DEDCD 017 Spacemen 3 begleitete die ausgehenden 80er Jahre mit der zartesten Neo-Psychedelia, die man sich damals denken konnte. Als sie sich trennten, war es, als wäre ein guter Trip ganz plötzlich zu Ende gegangen. Wie gut, daß Jason Pierce ein paar Pillen nachschmiß und Spiritualized gründete. Auf diesem Album kommt es mal wieder nicht auf all die Dinge an, worauf Pop-Platten normalerweise bauen: Vergiß die Grooves, schenk dir die Texte, und was ist eigentlich ein Chorus? Nein, Pierce und seine beiden Mit-Spinner Scan Cook und Kate Radley sind nur am reinen Klang und dessen Veredelung interessiert Mit Instrumenten wie der „Wha-monica“ gehen sie um wie andere Leute mit Gitarren. Als absolute Meister der „komisch wabernden Sounds“ ziehen sie einen in ihre Welt hinein, aber nie soweit, daß man sich verlieren würde. Dazu ist diese Musik mit zuviel Distanz gemacht Hier hat Psychedelia endgültig den Schritt gemacht vom inneren Erlebnis zum Klang-Erlebnis.

Jeder Song hat Vorbilder, jeder Klang verweist auf einen anderen. In „These Blues“ teilen sie John Lee Hooker durch Velvet Underground, ziehen daraus die Wurzel und gießen eine Dose Phil Spector drüber. Oder so ähnlich. Laune Andersons „Born Never Asked“ verpassen sie eine sanft schimmernde Oberfläche. Jason Pierce hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß seine Musik nur eine Zusammenfassung seiner Plattensammlung ist. Aus Respekt vor seinen Idolen, von MC5 bis Popohl Vu, verzichtet er weitgehend auf Computerklänge und bastelt sich alles mit Instrumenten zusammen, die zwischen 2967 und 1975 Konjunktur hatten: Eine Farfisa-Orgel kommt genauso zum Einsatz wie die Gibson Firebird. Alles zum Ruhme einer Plastikwelt, die sich als Innenwelt ausgibt.

Die Spannung entfaltet sich bei Spiritualized zwischen den Polen wall of sound und minimal music. Das melodische Material ist, vorsichtig gesagt, bescheiden, aber es wabert, schellt und schillert von allen Seiten. Sie lieben die Wiederholung. Wahrscheinlich lieben sie die Ruhe. Die zarteste Neo-Psychedelia, die man sich zur Zeit denken kann.

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