Rainravens: Doppelbödiges Vergnügen
Aus Altem wächst Neues. Was bei den Rainravens nicht nur die Musik dieses Quartetts beschreibt, die unbefangen in dem großen „Americana“-Katalog blättert und doch kein Dutzendplagiat ist Auferstanden aus den Ruinen der nach ihm benannten Band, konnte der seit Ende der 80er Jahre in Austin ansässige Andy Van Dyke kurz vor Toresschluß noch David Ducharme-Kones begrüßen, den es mit seiner Gitarre vom Mittleren Westen über die Westküste in die texanische Musikhauptstadt verschlagen hatte.
Sie beide wollten nicht mehr rocken, sondern Akustik-Songs schreiben, die Folk und Country als Inspiration nehmen, aber die Tradition nicht nur runterbeten. Das klappte schon bald vorzüglich. Der Drummer Herb Belofsky, der zuvor lange für Lone-Star-Country-Größen wie Ray Wylie Hubbard und Chris Wall getrommelt hatte, und Bassist Dave Evertson, der erst bei den Aufnahmen zum ersten Album „Rainravens“ dazu stieß, komplettierten das Line-Up der Band.
Damit musizieren die Rainravens durchaus in einer Liga mit Wilco und den Shivers. Und entpuppen sich als doppelbödiges Vergnügen. Schwärmerische Road-Romantik wie „Hands On The Wheel“ und schwerelose Lakonie wird manchmal von Texten jenseits jeder Unschuld begraben, wenn Van Dyke wie im dunkel-sehnsüchtigen „Coyote Moon“ von einer „Isolation so warm wie Heroin“ singt.