Rancid

Von den erfolgreichen „Neo-Punk“-Bands der 90er Jahre waren Rancid stets die unattraktivste. Während Green Day die putzigen Kids gaben, die von Masturbation und Selbstzweifeln sangen, und The Offspring so nette Mainstream-Melodien erfanden, dass alle Welt sie liebte, hatten Rancid nicht viel Angenehmes zu bieten. Sie sahen albern bis altmodisch aus, hatten einen wenig individuellen Sound und auch keine coolen Videos. Aber sie waren auf Epitaph und werden von Ex-Bad Religion-Gitarrist Brett Gurewitz produziert. Immerhin also die Bestnote im Fach Glaubwürdigkeit Tatsächlich biedern Rancid sich nicht an; sie machen einfach stinknormalen Punkrock, wie sie ihn wohl seit ihrer Jugend hören. Das macht sie sympathisch, aber auch verzichtbar.

Braucht Amerikas Jugend Rancid, braucht sie finster blickende Typen, die sich selbst sehr ernst nehmen und auch sonst kaum Spaß zu haben scheinen? Ihre Songs heißen „Rwanda“ oder „Radio Havana“ und sind sicher politisch hochexplosiv – aber leider versteht man ja gar nicht, was die Menschen singen. Und dann kann man auch gleich Kid Rock hören. Oder eben Bad Religion, die nicht nur die zwingenderen Songs haben, sondern auch die besseren Botschaften. Und die genau wissen, was sie wollen und wie sie es bekommen. Bei Rancid hat man, obwohl es nun doch schon das vierte Album der Kalifornier ist, immer noch das Gefühl, sie sind direkt vom Highschool-Proberaum ins Studio gerutscht, um dort festzustellen, dass sie noch gar nicht viel mehr können als ein paar Minuten Lärm zu machen.

Danach haben die vier bestimmt eine Buddel Bier geöffnet – zur Beruhigung und in der Gewissheit, dass Musikalität schließlich nicht so wichtig sein kann wie der Wille, ein bisschen Krach zu machen. Ein Menschenrecht, zweifellos. Wie falsch das aber ist!

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