REPLAYS1

Rechtzeitig zum Fest hat Capitol das „Christmas Album“der BEACH BOYS von 1964 wiederveröffentlicht – und dabei ganze Arbeit geleistet. Denn auf „Ultimate Christmas“( JSLS. 72434-957342) findet man nicht nur weitere Single- und Alternativ-Takes der Originalaufnahmen, sondern auch acht – überwiegend vorher nie veröffendichte! – Bonus-Tracks von ganz wundervoller Qualität. Und das alles auch noch komplett neu als Stereo-Remixes in noch phantastischerer Remaster-Qualität als „Pet Sounds“ vor etlichen Monaten (drei Single/Alternativ-Mixes ausgenommen). Natürlich mit prima Liner Notes und ausführlichen Kommentaren zu allen 26 Tracks. Ein Fest für Beach Boys und alle, die es werden sollten. 4,0

Kein anderes Idol der amerikanischen Populärmusik hat weihnachtliche Lieder ergreifender gesungen als Nat „King“ Cole. Aber JACKIE WILSONs „Merry Christmas From Jakkie Wilson“ war so übel auch nicht – vorausgesetzt, man kann mit dem doch beträchtlichen Kitsch-Faktor der Arrangements hier leben. Über denselben triumphierte AL GREEN bei „The Christmas Album“ 1983 mit den Soul-Qualitäten seiner Stimme. Wenn er Balladen wie „To Be Home For Christmas“ singt, klingt das selbst im Hochsommer ganz wundervoll. Gekoppelt gibt’s die beiden LPs jetzt auf einer CD für alle Bewunderer großer Stimmen (Edsel DIAB 875/contraire). 3,0

Wer immer noch kein repräsentatives Geschenk – für sich selber oder sehr gute Freunde – gefunden haben sollte, der darf sich jetzt überlegen, ob er nicht doch endlich die praktisch kompletten Capitol-Aufhahmen von FRANK SINATRA unterm Weihnachtsbaum liegen sehen möchte. Originell verpackt und mit Liner Notes von Pete Welding, die schon ein schmales Taschenbuch füllen würden, findet man die versammelt in dem 21-CD-Box-Set „The Capitol Years“ (lSJS>. 7243 496985 2), alle 5,0-Meisterwerke in den originalen LP-Ausgaben; keine Überschneidungen auch bei LPs wie den beiden „This Is Sinatra“-Alben; und für Sammler, die bislang vergeblich fahndeten, auf „The Rare Sinatra“ unter den 18 Aufnahmen einige der besten des Sängers überhaupt, die absurderweise eine halbe Ewigkeit im Archiv verschollen blieben – auch deswegen, weil der als sehr eigen bekannte Perfektionist Sinatra sie nach den Sessions nicht freigeben wollte. (Dafür hatte er seine Klauseln im Vertrag genauso festschreiben lassen wie der italienische Klavier-Gott Benedetti-Michelangeli!). 4,5

Entwarnung kann man erfreulicherweise bei den nächsten vier Sinatra-Remasters geben, die Capitol im Rahmen der „Entertainer Of The Center“- Serie herausbrachte. Die Neuüberspielungen von „Come Dance With Me!“, „Songs For Swingin‘ Lovers“ bieten einfach fabelhafte Klangqualität, für die das Label in den 50er Jahren so berühmt war wie sonst nur noch RCA-Aufnahmetechnik. Bei schmalerem Geldbeutel eine ideale Geschenkidee auch deswegen, weil diese vier Sinatra-Klassiker – auch „Come Fly With Me!“und „A Swingin‘ Affair“ nur mit 5,0 korrekt „benotet“ sind.

Wenn es jemanden gab, der in der (Country-)Rock-Geschichte einen vergleichbaren Rang einnimmt, dann GENE CLARK, ein Songschreiber-und Sanges-Genie, das wegen seiner – vorsichtig ausgedrückt – holprigen Plattenkarriere nie so gepriesen wurde wie der Kollege Gram Parsons. Sid Griffin hatte bei der 2-CD-Retrospektive „Flying High“(A8cM 540 725-2/PMS-Import) keine Chance, einen definitiven „Best Of“-Rückblick zusammenzustellen. Die Veröffendichung verschob sich wegen astronomischer Royalty-Forderung seitens Sony für die Byrds-Aufnahmen ohnehin um mehr als ein Jahr. Dafür ist „Flying High“ jetzt das ultimative Sammlerteil geworden: auch wegen des noch nie toller klingenden knappen Dutzend an Dillard & Clark-Aufnahmen, darunter die beiden unveröffendichten „Why Not Your Baby“ und „Wall Around Your Heart“, wegen der unveröffentlichten Songs der „White Light“-Sessions und anderer Outtakes und Raritäten. 4,5

Noch so ein famoses Sammlerstück als Doppel-CD: nach „Tiger Man“ das nahezu komplette Material, das ELVIS PRESLEY während der Vorbereitungen zum legendär gewordenen Comeback mit dem „NBC TV Special“ Ende Juni 1968 live und im Studio aufzeichnete. Der „prodigal son“ des Rock’n’Roll wird mit „Memories – The ’68 Comeback Special“ (RCA 6367612 2) nicht zur Lichtgestalt verklärt. Gleichwohl dokumentieren diese Aufnahmen, wieso der Mann nur wenig später mit den Memphis-Sessions für immer zur „bigger dian life“-Legende werden konnte. 4,0

Sehnlichst erwartet, aber immer wieder verschoben, war die JOHN LENNON-„Anthology“ (Capitol 830614 2) von vornherein ein noch weit ehrgeizigeres Projekt Wer nach der Ausstrahlung der „Lost Lennon Tapes“ durch eine amerikanische Senderkette und den bald zahlreich zirkulierenden Bootlegs erwartet hatte, daß mit der „offiziellen“ Veröffendichung endlich die definitive Werk-Schau von Lennons Solo-Jahren vorliegen würde, wird zumindest mild enttäuscht sein. Die „Ultra Rare Trax“ der Beades hatten da vor Jahren schon tiefere Einblicke in den künsderischen Schaffensprozeß geboten – wie die drei Beatles-„Anthologies“ später auch. Wer Lennon als (Ab)Gott verehrt, kommt hier natürlich auf seine Kosten. Zweifel darf man dennoch anmelden, ob viele der Outtakes, Demos und teils zufallig mitgeschnittenen Dokumente auf dem 4-CD-Set die „Solo“-Jahre des Musikers John Lennon wirklich in eine Perspektive bringen, die ihm gerecht wird. Will sagen: Manches, eigendich gar vieles von dem, was Yoko Ono für diesen Rückblick auswählte, wäre vielleicht doch besser Privatissimum geblieben. Die Spekulation, daß eine objektivere Instanz als die Witwe dem ganzen Unternehmen durchaus nicht geschadet hätte, dürfte so abwegig nicht sein. Wegen der zwischendurch dann doch immer wieder faszinierenden musikalischen Momente: 3,5

Auf drei CDs „eingedampft“, will „In Progress & In Motion 1965 – 1998“

(Columbia Legacy C3K 64919) „nur“ die Retrospektive sein für diejenigen, die längst die wichtigsten LPs und CDs von TAJ MAHAL kennen und lieben. Nach welchem Prinzip diese vom Meister handverlesene Auswahl strukturiert wurde, bleibt auch am Ende unklar. Und das ist vielleicht in diesem Fall sogar gut so. 4,5

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