Rialto – Night On Earth

Rialtos bekanntester Song, „Monday Morning 5.19“, war nicht nur eines der zahllosen Stücke, die exakt genauso begannen wie der Ronettes-Klassiker „Be My Baby“. Es steckte auch voll kühler Eleganz und latenter Schwermut – und selbst in den hiesigen, fast immer deprimierenden Britpop-Oubs fand sich stets eine beträchtliche Anzahl an jungen Hipstern glamourös genug, um zu diesem unterkühlten Dandy-Pop zu tanzen. Das Sujet des ruhenden Liedes war aber auch tragisch, und von da an wusste

jedermann: Wenn sich morgens um halb sechs nur der Anrufbeantworter der Freundin meldet, geht es unweigerlich dem Ende zu.

Drei Jahre später ist das damalige Sextett nur noch zu viert und setzt mit J^ight On Earth“ neue Maßstäbe in Sachen grässlicher Cover-Gestaltung: die dösig dreinschauende Band, fotografiert in einem faden Konferenzraum. Toll. Jim Jarmusch braucht sich jedenfalls nicht angesprochen zu fühlen.

Die Musik ist natürlich besser. Allen voran die erstaunliche Single „Anything Could Happen“, die, wie so oft bei Rialto, einen Hauch von Pulp atmet Müßig zu erwähnen, dass Sänger Louis Eliot die unvergleichliche Grandezza vonjarvis Cocker nicht erreicht „Catherine’s Wheel“ ist eine erhebende Ballade über die süße Last der Abhängigkeit und steht gleichberechtigt neben hanebüchenem Unsinn wie „Idiot Twin“: Textlich eine Katastrophe, musikalisch nichts als Füllmaterial.

Der Großteil auf JVight On Earth“. aber ist mehr als solide: Immer, wenn man ob der manchmal etwas stumpfen und oftmals doch sehr stark an New Order angelegten Synthie-Rhythmen zu frösteln beginnt, rettet eine hübsche Melodie den Song. Vorhersehbares wie „Shatterproof“ ist allerdings auch exemplarisch für das Dilemma, in dem die ambitionierten Briten stecken: Bei Rialto ist alles Stil, alles Stilisierung. Ihre Balladen rühren nicht zu Tränen, ihre Hymnen haben nicht das Zeug, die Welt zu retten. Und dennoch: Gerade dann, wenn sie sich in Schwermut suhlen, sind sie richtig gut.

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