Rumer: Seasons Of My Soul (Kritik & Stream) - Rolling Stone






Rumer Seasons Of My Soul


Warner VÖ: 25. Februar 2011


von

Ja, es ist Muzak. Der Sound geht süffig und sämig ins Ohr. Er ist als gefällige Partykulisse nützlich und als Kaufanreiz im Supermarkt. Wir wühlen hier aber definitiv nicht im Gut-&-Günstig-Fach, sondern bei den Luxusartikeln. Bei aller Easy-Listening-Schwerelosigkeit hat die 31-jährige Engländerin, zu Hause von TV-Star Jools Holland massiv protegiert, nämlich immer auch wohlig-resonante Wärme und emotionale Tiefe – und vor allem nichts zu tun mit den kalkulierten Sechs-Oktaven-Farcen der R&B-Charts. Sie ist kein gehyptes Pop-Küken, sondern eine erwachsene Songwriterin für Ton-Connaisseure, die ihren verschlungenen Weg durch die Londoner Clubs gefunden hat.

Geburt in Pakistan, Entwurzelung in England, Scheidung der Eltern, Pflege der krebskranken Mutter – das Leben zieht tiefe Furchen in die soft jazzigen Songs der Künstlerin. Selbstzweifel und Trauer sind da, Hoffnung, Dankbarkeit, Sehnsucht. „Sometimes I feel so temporary“, singt Rumer in „Healer“, „I need a love that’s unconditional“ („Take Me As I Am“) und „I’m alive and thankful for this time“ („Thankful“). Analog ist besser, wissen sie und ihr Entdecker Steve Brown, und sie richten deshalb ihre luxuriös swingenden und schwelgerischen 70er-Jahre-Inszenierungen aus ausschließlich natürlichen Zutaten an. Gefegte Drums und Vibrafon, Hörner und Streicher knüpfen einen watteweichen Teppich, auf dem sich Rumer ohne oberflächliche Eitelkeiten, mit zurückhaltendem Timbre und ganz melismenfrei sinken lassen kann. Ihre Stimme hat die coole Leidenschaft einer Sade, Dusty Springfield oder Karen Carpenter, ihrem großen Idol neben Aretha Franklin. Und Songs wie die elegante Barjazz-Single „Slow“ oder die feine Ballade „Blackbird“ sind gekommen, um lange im Gedächtnis zu bleiben.


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