Seasons Of Your Day :: Wenig verhangener Dream Pop, mehr klassischer Charme

Zunächst scheint es vor allem eine naheliegende Idee, Mazzy Star wiederzubeleben. 17 Jahre seit dem letzten Album sind natürlich eine lange Zeit. Aber noch verträumter als Hope Sandovals weich in Hall gepackte Stimme, die körperlos aus Dave Robacks schlaffen, gern in sachte Fuzzwatte gepackte Gitarren stieg, klang Dream Pop nie. Und wo der Sound seit ein paar Jahren wieder durch die Indie-Welt rauscht, könnte man sich ein neues Mazzy-Star-Album durchaus sachdienlich vorstellen. Von der schwer verdichteten Seite her haben Anfang des Jahres ihre Shoegaze-Gegenstücke My Bloody Valentine gezeigt, wie man eine personalisierte Genrehandschrift elegant updaten kann. MBV-Drummer Colm O’Ciosoig spielt hier übrigens mit, schließlich war er Sandovals Partner auf den beiden hübschen, weitgehend reglosen Alben ihrer Warm Inventions. Auch Bert Jansch, mit dem Sandoval und O’Ciosoig einst zusammenarbeiteten, gastiert auf einem Song, dem tranceartigen Gitarrenduett „Spoon“.

Der ist doppelt untypisch, denn einerseits klingt abgesehen vom Hall auf Sandovals Stimme schon der Opener weniger nach kühlem, halbnarkotisiertem Dream Pop als andererseits mit schleifender und slidender E-Gitarre, rollenden Drums und einer schubbernden Hammond mehr denn je nach den Cowboy Junkies. Das gilt wesentlich auch für die restlichen neun Titel, die sich zwischen sacht swingendem Countryrock mit sanft knirschendem Feedback und Steelgitarre und leicht jazzig gelüftetem, akustischem Folk bewegen. In diesem Sinne stimmig endet das Album mit der Single „Lay Myself Down“, einem für Mazzy Star ungewohnt robusten Blues. Lässt man sich wiederum auf dieses überraschend unverhangene Album ein, hört man ein sehr einnehmendes, fast traditionalistisches Werk. Und natürlich ist Sandovals Stimme das noch immer große Plus.

(Rhymes Of An Hour/Rough Trade) MARKUS SCHNEIDER

Jaqee

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