Short cuts

Reinvented – Whatever Comes… (Goldrush/BMG)

Das Rad wollten sie gar nicht neu erfinden, schicken die vier aus Bad Nauheim vorsichtshalber gleich mal voraus. Tatsächlich merkt man, dass sie viel Pearl Jam und Live gehört haben müssen, aber auch verinnerlicht haben, was Nickelback und Incubus so modern klingen lässt Dass Reinvented dabei doch noch ansatzweise originell klingen, liegt vor allem an Sänger Chris Buseck, der es versteht, zwischen zartem Pathos und brachialer Kraft zu wechseln, ohne gekünstelt zu klingen. Nicht schlecht für den Anfang. (3,5)

J. J. Liefers -Oblivion (EMI)

Ja, wir haben alle gelitten, als er „Jack’s Baby“ sang, ausgerechnet für Veronica Ferres. Dass sich Jan Josef jetzt „J. J.“ nennt, der Popstarkompatibilität wegen, ist auch ein bisschen albern. Aber seien wir trotzdem gerecht: Der erste Song, „Don’t Let Go“, ist ordentlich – er stammt ja schließlich von Guy Chambers, Robbies Hitschreiber. Auch an anderer Stelle klingt Liefers wie ein schluffigerer Williams („Getting Better“), noch häufiger allerdings, als sei er gerade aus dem Bett gefallen: verschlafen, mit gebremster Kraft, aber auch angenehm unaufdringlich. Die, ja: „Rocksongs“ sind etwas zu stumpf geraten, Pop steht ihm besser. Insgesamt eine eher positive Überraschung – auch wenn er es nicht lassen konnte, „Jack’s Baby“ noch einmal aufzunehmen. (2,5)

Hammerhai-Komma klar! (wolverine/spv)

In Hannover kann man auch Ska. Man braucht dafür gar keine Bläser. Man kennt auch die Neue Deutsche Welle, aber die Texte von Hammerhai sind natürlich hochmodern und extrem kritisch, denn Punk mögen sie auch: „Politik wird da gemacht, wo Konzerne sitzen/ Politiker nicken ab und fangen an zu schwitzen.“ Leider weiß man nicht, ob der Gesang jetzt lustig oder aggressiv sein soll – am Ende ist er vor allem nervig. Die hektischen Melodien machen es nicht besser. (2,0)

Bananafishbones- A Town Called Seven(POLYDOR)

Mit jedem Werk werden die Bananafishbones komischer – und liebenswerter. Man kann zwar manchmal nur raten, wovon Sebastian Hörn eigentlich singt („Kitty Song“), aber das passt zu der undefinierbaren Mischung aus fast 80er-Jahre artigem Trash-Pop und Alternative Rock, die mal mit groovigem Sprechgesang („B Wies“), mal mit Country-Twang („Queen Of Trouts“) verfeinert wird. Nur der Rap wäre nicht mehr nötig gewesen. Trotzdem eindeutig das Beste, was Bad Tölz je hervorgebracht hat. Gäbe es nicht schon Cake, würde man noch mehr staunen. (3,5)

PeterPan Speedrock- Premium Ouality… Serve Loud (SUBURBAN/ZOMBA)

Der Titel deutet es schon zaghaft an: Die Holländer nehmen sich nicht allzu ernst Sie rocken einfach, was das Zeug hält Nicht mit so nem Nu-Metal-Scheiß oder Indie-Zeugs, sondern mit richtigem Rock. Motörhead revisited. Deshalb heißen die Songs „Resurrection“ und“Rock Habit“ und „Bad Year For Rock n Roll“. Bei letzterem werden sie sogar mal ernst und betrauern den Tod vieler Helden: „Now that we’re losing the old ones, what do we get in return? Techno trash and rock’n‘ roll traitors, fake Superstars gotta burn“. Wer will ihnen den Defätismus verdenken? (3,0)

The Sheila Divine-Where Have My Countrymen Gone(B-TRACK/SUPERMUSIC)

An den Gesang von Aaron Perrino muss man sich erst mal gewöhnen. Oft überschlägt er sich vor Emotion, um sich dann sofort wieder zurückzunehmen, als erschrecke er vor sich selbst Die Bostoner Band hält nicht viel von Lärm, sie stellt sich unter Rock was anderes vor Pathos manchmal („Wanting Is Wasted“, eine wunderbare, todtraurige Ballade), aber meistens euphorische Melodien, recht sttaight und ohne die üblichen Feigenblatt-Modernismen gespielt („Sideways“). Den Vorwurf, 80er-Jahre-Nostalgie zu verbreiten, werden sie verkraften. Mit Vergnügen. (3,5)

Not Another Teen Movie – O.S.T. (MAVERICK/WARNER)

Damit dürfte das viel zitierte, aber trotz „Wedding Singer“ nicht recht in Gang gekommene 80er-Jahre-Revival seinen Höhepunkt erreichen: Der Film „Not Another Teen Movie“ mag eine Satire sein, doch beim Soundtrack werden mit aller Ernsthaftigkeit die Songs der traumatischen Dekade gecovert Marilyn Manson dröhnt von „Tainted Love“, dass man Angst bekommt. Orgys grandioses „Blue Monday“ kommt noch mal zu Ehren, ebenso „Never Let Me Down Again“ von den Smashing Pumpkins. Scott Weiland versucht sich – leider etwas zu dröge – an einem anderen Depeche-Song, „But Not Tonight“, Muse scheitern an „Please, Please, Please, Let Me Get What I Want“, aber mit Würde. Wer kann schon The Smiths das Wasser reichen. Trotzdem eine vergnügliche Zusammenstellung. (3,0)

Queen Of The Damned -O.S.T. (REPRISE! WARNER)

Ein richtiger Vampir-Film braucht einfach einen Metal-Soundtrack. Für diesen hier hat Korn-Knallkopf Jonathan Davis etliche Songs geschrieben und von Orgys Jay Gordon, Marilyn Manson und Linkin Parks Chester Bennington singen lassen. Ein beeindruckendes Gruselkabinett. (3,5)

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