Short Cuts :: VON BIRGIT FUSS

Danzig – 777- I Luciferi (spitfire/eagle rock)

Das ist doch wieder der Glenn Danzig, wie ihn viele mal geliebt haben: keine gequälten Industrial-Versuche mehr, sondern wieder finsterster, dabei doch recht straighter MetaL Der „Schinkengott“, wie man ihn Ende der 80er Jahre gern nannte, ist thematisch natürlich so festgefahren wie eh und je: „Wicked Pussycat“. „Naked Witch“. „Angel Blake“. „Kiss The Skull“. „Liberskull“. Vor lauter Dunkeldröhnen wird einem ganz anders, aber Kraft allein kann Kreativität leider nicht ersetzen – und etwas Neues gibt es hier überhaupt nicht. 2,5

Diverse – The Family Values Tour 2001 (EASTWEST)

Wem das „Ozzfest“ nicht cool genug ist, der geht zu „Family Values“. Im vergangenen Sommer trafen sich dort die Stone Temple Pilots, Static-X, Deadsy, Linkin Park und Staind, deren Aaron Lewis gleich noch bei „Creep“ und „One Step Closer“ mitsang. Seine eigenen Songs sind freilich die stärksten auf dieser Compilation und doch nicht ganz so umwerfend wie die Studiovetsionen. Aber immerhin hält sich das Gegröle im Hintergrund in Grenzen – und STPs „Wonderful“ kann selbst Chester Bennington nicht zerstören. 3,0

Bowes & Morley – Moving Swiftly Along (STC/eagle)

Man hätte sich denken können, dass es so weitergeht mit den beiden Köpfen der längst aufgelösten britischen Band Thunder, die mit „Low Life In High Places“ einen wunderbaren Hit hatten und zwei Alben später leider gar nichts mehr. Danny Bowes (stimmgewaltig wie immer, aber nun mit kurzen Haaren und ohne enge Jeans) und Luke Morley (Gitarrist ohne äußere Besonderheiten, aber mit Songwriter-Talent) bleiben ihrer Liebe zum Groove treu, lassen aber den Hardrock hinter sich. Schade eigentlich, denn Pop oder gar Soul liegt dem Duo nicht so, dafür ist Bowes‘ Stimme zu bluesig, und die Melodien sind oft nicht griffig genug. Netter Versuch, trotzdem. 3,0

Course Of Nature -Superkala (LAVA/ATLANTIC)

Warum noch eine Band, die klingt wie Nickelback (die ja schon klangen wie…, aber egal) und aussieht wie frisch aus der Rockstar-Retorte? Weil manche Kinder wohl gar nicht genug Songs hören können, die von angeblichem Nonkonformismus und Entfremdung handeln – und sich dabei so perfekt vermarkten lassen. Selten so veralbert worden. 1,5

Faultline – Your Love Means Everything (WEA)

Die Sounds, die David Kosten in seiner Studiokammer entwirft, sind schon wunderschön. Die Sänger, die sich der Londoner diesmal dazugeholt hat, machen das Projekt aber erst zum besonderen Erlebnis: Wayne Coyne, Michael Stipe und Chris Martin geben den traumhaften Electronic-Songs ganz verschiedene Richtungen. 4,0

Jennifer Paige – Positively Somewhere (Edel)

Vor vier Jahren wurde Jennifer Paige mit der belanglosen Popballade „Crush“ plötzlich weltberühmt Keiner wunderte sich darüber so sehr wie die Sängerin selbst Eben hatte sie doch noch zu Hause in Georgia von so einer Karriere geträumt! Leicht war es nicht, danach unbeschwert weiterzumachen. Dir zweites Album kommt deshalb erst jetzt da man sich kaum noch an sie erinnert Dabei knüpft es exakt an das Debüt an: eingängiger Pop mit hübschen Melodien, einer süßen Stimme und niedlichen Texten. Perfekt für den Sommer – und zu perfekt, um wirklich zu berühren. 2,5

The Seer – Rise (HELLO/POINT MUSIC)

Es ist schon bewundernswert, wie die Augsburger Band seit Jahren kein Jota von ihrem Pfad abweicht Da mögen Big Country aufgeben, Runrig und die Levellers sich im Stimmungsüef befinden, bei The Seer geht es weiter wie gehabt: mit schwungvollem Folkrock ohne große Überraschungen, dabei aber gar nicht altbacken, sondern sogar recht schmissig produziert 3,0

Aya – A Flower In The Battlefield (BMG)

Aya ist 22, kommt aus Japan und bewundert seit langem Nirvana. Folgerichtig nahm sie ihr Debüt in Seattle auf- und hatte schnell Matt Cameron, Kim Thayil und sogar Krist Novoselic im Studio stehen. Dass die so faszininiert von Aya waren, kann kaum an ihrer Stimme liegen: Wie eine erkältete Micky-Maus quietscht sie sich durch beliebigen, wenngleich druckvollen Alternative-Rock. 2,5

Luka Neuser – Luka Neuser (EMI)

Der junge Mann hat Musik studiert und ist mit Cappuccino und den Cultured Pearls getourt, bewundert aber im Innersten Grönemeyer und Eddie Vedder – und so zerrissen klingt sein Debüt nun auch. Viel gewollt zu wenig geschafft: Die Reime bleiben simpel („Ich will Dich lieben, Dich begehren/ Ich will mich nach Dir verzehren“), die Stimme erinnert in ihren besseren Momenten an Cucumber Men, an die sich allerdings ja auch keiner mehr erinnert, und die Songs sind wenig spektakulär. 2,0

Siebeth – Einmal Accum und zurück (PUSSY EMPIRE/UNIVERSAL)

Pornomat sind nicht mehr, Siebeth ist jetzt solo. Und der Sänger macht gleich klar, worum es hier gehen soll: „Ich will rocken“, aber Vorsicht: Ironie! Außerdem: Spaß, Pop, Sprechgesang, Lässigkeit 3,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates