Short CutS von Joachim Hentschel

Fettes Brot

Arn Wasser gebaut Tendenziell sympathisch, und ihr Backstein-Harmonika-Beat „Laß die Fingervon Emanuela“ ist einer der glänzendsten deutschen Hits seit langem. Was man dem 22-Minuten-Album-Sampler entnehmen kann, der mir hier untergejubelt wurde: Mit Wurzel-Hip-Hop hat das immer weniger zu tun, also gut für Pop- und Soulfans, aber die Texte über alleinerziehende Mütter, Schulhofgeschichten und Fensterbank-Beobachtungen sind großteils weder gewitzt noch albern, sondern banal. Bedenklich bei einer Rap-Gruppe.(F8S/INDIGO) 2,5 Harpswell Sound Skylight Keine Ahnung, wieso wir von diesem Kerl aus Portland, Maine bisher nichts gehört haben: Ron Harrity spielte früher bei der angeblich tollen Band Nord Express und hat nun ein Country-Rock-Outfit, das fest und voll wohliger Freude in die Dur-Akkorde greift, dabei aber ständig die Leitplanke am Abgrund zu Zerfledderung und Irrsinn touchiert. Als ob man aus Pavements „Range Life“ ein ganzes Album machen würde. Eine Steel-Guitar wimmert, und Harrity singt „Ooh la la“ wie ein Lou Reed mit Nadel im Arm und Freizeit-Cowboyhut auf dem Kopf. (SKYCAP/RTD) 4,0 Racine NumberOne Wendy James, ehemalige Novelty-Punkette bei Transvision Vamp, mit einer kompletten Do-It-Yourself-Platte. Zwölf Jahre nach dem Solo-Debüt hat sie nun jedes Drum-Maschinen-Knöpfchen selbst gedrückt, was dem Album zweifellos New-Wave-Charme gibt. Als Songwriterin ist sie allerdings weder ideenstark noch radikal, deshalb klingt das mehr wie ein unfertiges Demo für eine Langweil-Pop-Produktion. Trotzdem mit schönen Momenten. (PIA-K/PIAS) 2,0 Isolation Years Cover The Distance Leider nicht so bekannt, aber eine der besten schwedischen Retroorientierten Bands. Vor allem, weil sie weit über das öde Gitarren-Format hinaus in Richtung Sixties-Barock-Pop gehen, mit Glocken, Geigen und angemessen glamourösen Keyboards. Ganz unverwaschene Folk-Psychedelia, nur dramatisch-süße Ohrwürmer, und Sänger Jakob Nyström klingt wie Arthur Lee von Love. (STICKMAN/INDGO) 3,5 Tarwater TheNeedleWasTraveling Als gewöhnlich intellektuelle Post-Rave-Elektroniker sind die zwei aus Berlin oft mißverstanden worden, dabei geht es ihnen ganz offensichtlich um progressive Popmusik. Auf dervierten Platte spielt teilweise eine echte Band, die spröden Ein-Ton-Riff s blättern sich wie Zwiebelschalen auf, es ist kühl, aber nicht zu kühlfar Folk und blühende Blumen. Ronald Lippok singt wieder grabestief und verschnieft dandyhaft, und Tarwaterwerden immer interessanter, wenn auch nicht nahbarer. (MORR/INDIGO) 4,0

Dead Meadow

Feathers Hallo auf der dunklen Seite des Mondes, auf einem der beängstigenden Trips, wo man den frühen Sabbath-Ozzy und Spaceman Jason Pierce trifft, wenn er bös beieinander ist. Dead Meadow aus Washington spielen den kriechenden, verhallten, trotzdem strukturierten Heavy-LSD-Blues aus der Sicht ehemaliger Punkrocker, also bestens rasiert und mit leichtem Dream-Pop-Anflug.(M/*MDOf?;3,0 Phillip Boa 20YearsOflndie-Cult-EP Nachdem die Pariser Stadtverwaltung den Triumphbogen wegsprengen ließ, um Platz für ein Boa-Denkmal zu schaffen, nachdem Schlöndorff Boas Leben verfilmt hat und eine Erdmännchen-Art nach ihm benannt wurde: die EP mit fünf Remakes klassischer Boa-Songs. Schön, nur per Post. (WWW.LADOSHOP.DE) 3,0 Dorfdisko

Unterwegs

Auch eine historische EP, nämlich die Katalognummer 0001 von Tim Renners wiedereröffnetem Motor-Label. Zum Debüt eine Kölner Jungsband,diegrob in die gefährliche Richtung deutscher Emo-Schlager geht, aber etwas kräftiger zupackt. Auch Schön. (MOTOR) 3,0

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