Spandau Ballet – Once More

Das Wiederbeleben von musikalischen Highlights der 80er Jahre muss keinen Bierzelt- und Bierbauch-Charakter haben. ABC bewiesen das im April diesen Jahres eindrucksvoll, als sie ihr „Lexicon Of ‚Love“ zusammen mit dem BBC Concert Orchestra in der Londoner Royal Albert Hall aufführten. Wie sich ihre Zeitgenossen von Spandau Ballet bei ihrer „Reformation Tour“ aus der Affäre ziehen werden, erfahren wir hier im nächsten Frühjahr. Mit der Veröffentlichung eines neuen Tonträgers haben sich die Herren um Sänger Tony Hadley vorab allerdings keinen Gefallen getan. Die Band, „die man als Szenetyp hörte“, wie uns das Presseinfo weismachen will, waren sie ohnehin nie. Und „larger than life“ zu sein wie ABC – nein, das gelang ihnen trotz ihrem Hang zu Blue-Eyed Soul und ihrer Vorliebe für feinen Zwirn erst recht nicht.

1990 haben sich Spandau Ballet getrennt. Seitdem wollen sie nun also ganze zwei neue Stücke zustande gebracht haben! „Love Is All“ mit all seiner Tränendrüsigkeit kann es dabei durchaus mit aktuellen Balladen von Robbie Williams aufnehmen. Unverzeihlich ist jedoch die Maßnahme, elf der größten Hits (also, auch die, die keine waren) in, wie man so sagt, „neuem Gewand“ einzuspielen. Sind wir hier bei Smokie? Fast jedes Jahr, gerne zur Weihnachtszeit, nehmen die Kuschelrocker ihre Erfolge mit irgendeinem neuen Sänger zum wiederholten Male auf. Furchtbar ist’s: Spandau Ballet haben ihre Songs erbarmungslos durch ein Weichspülerprogramm gejagt, kein „Klassiker“ kann auch nur annähernd dem Original standhalten.

Die Frühwerke wie „To Cut A Long Story Short“ bewegen sich in einer absolut Funk-freien Zone, „Through The Barricades“ wurde das dramatische Moment genommen, es fehlt jegliche Dynamik. Selbst „True“, ohnehin unantastbar, verliert durch fiese, in den Vordergrund gemischte Orgelparts. Und wo die sind, ist auch das kaum weniger fiese Saxofon von Steve Norman nicht weit. Das hat „uns Szenetypen“ damals schon gehörig genervt. Spandau Ballet wollten von uns Tränen der Rührung, doch sie bewirken nur welche des Schmerzes.

Demnächst: Spandau Ballet verpassen Chris Normans „Midnight Lady“ ein „neues Gewand“ und treten bei Andre Rieu auf.

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