St. Etienne – Finisterre
Neues Geblubber aus der Seifenblasen-Kiste. Saint Etienne, seit jeher in direkter Verbindung mit geschmäcklerischen Klamotten, optischen Prunksüchten und übermäßigem Cocktailkonsum zu sehen, haben mal wieder ein völlig unwichtiges Album gemacht. Aber wir reden über kalorienfreie PopEtüden ohne Nebenwirkungen. Wer also sollte darauf warten? Die Lounge-Legastheniker bestimmt.
Einen austauschbaren Einheitsstampfer wie „Action“ an den Anfang zu stellen, ist dennoch ein ziemlich uncharmanter Einstieg. Wir denken an Mousse T. und weinen daraufhin ganz kurz nur in der Diskothek. Auch das folgende „Amateur“ wird seinem Namen prima gerecht. Ausgerechnet diese beiden Stücke bezeichnet die Plattenfirma als „Saint Etienne in Reinkultur“ und lügt nicht. Richtig hingehört wird diesmal erst bei „Language Lab“, einer verträumten Streicherskizze mit einladender Geste. Eine absolut gelungene Lila-Launemusik ist aber „Soft Like Me“, wo betörender Schulmädchencharme auf leichtfüßigen Funk und die Rapperin Lady Wildflower trifft. Es wäre auch ohne Lady Wildflower gegangen. Saint Etiennes Dancefloor-Versuche gelingen mittlerweile leider nur noch selten (einzige Ausnahme: das gemäßigte „New Thing“). Sängerin Sarah Cracknell ist in der Rolle einer elektronischen Isobel Campbell deutlich besser aufgehoben. Melancholie hat Einzug erhalten in die bisher eher seichten Welten des Hochglanz-Trios. Dass „Finisterre“ sich wie das Ende der Welt anfühlen soll, ist indes so glaubwürdig wie Jürgen W. Möllemann als Bundeskanzler.