Staind – BreakTheCycle

Es sind gar nicht die Fakten, die an Staind interessant sind. Nummer eins in den USA, nach wenigen Tagen schon Platin – na und? In Nu-Metal-Zeiten ist alles möglich. Nun sind Staind allerdings überhaupt nicht Nu, sondern nur Metal und darum ein bisschen anders als alle anderen. Sie verzichten auf Rap und Posen. Sie blicken zwar finster, aber müssen sich nicht auf die simple Ich-bin-wütendweil-ihr-alle-gemein-seid-Masche verlassen.

Diffiziler, doch nicht weniger aggressiv sucht Songwriter Aaron Lewis den Grund für seine Entfremdung. Die Seelenpein, die sich auf den ersten Alben, „Tbrmented“ und „Dysfiinctional“, schon in den Titeln ankündigte, machen die Amerikaner beim dritten Werk gnadenlos hörbar: Lewis schreit bis zur Schmerzgrenze, er verdammt die Elterngeneration und gibt sich dann doch nicht damit zufrieden, ewig das greinende Kind zu spielen.

„Break The Cycle“ bedeutet: Ich will es besser machen als meine Alten. „I know it’s me, I cannot blame this on my father/ He did the best he could for me“, singt Lewis in „It’s Been Awhile“, einem tearjearker, den Fred Durst niemals wagen würde. „It’s been awhile since I could say that I wasn’t addicted/ And it’s been awhile since I could say I love myself as well.“ Mal ein Mann, der auf den Selbstfindungstrip geht, natürlich gesellschaftliche Normen ablehnt und seinen eigenen Weg sucht. Im Metal nichts Neues.

Es sind selten die Worte, die Staind so attraktiv machen – nicht nur für die Kinderzimmer, sondern für jeden, der Klaustrophobie kennt und das Gefühl, zu oft eingeschränkt, missverstanden und ausgeschlossen zu sein. In „Epiphany“ gibt Lewis selbst zu: „It’s always raining in my headi So I speak to you in riddles because my words get in my way.“ Da meint es einer ehrlich er kann sich nur nicht so gut ausdrücken, wie er es gerne möchte. Egal. Staind gewinnen durch ihre Fähigkeit, einen minutenlang gefangen zu halten in einem Sound, der sehr kompakt ist, erstaunlich glatt produziert und doch nicht banal. Kein Song klingt überfrachtet, aber immer wird alles ausgepackt, was man hat Die Stimmung erinnert an Creed, bevor sie Kinder bekamen und so pathetisch wurden, dass man nicht mehr in ihre ausgebreiteten Arme fallen wollte.

„Are my screams loud enough for you to hear me? Should I turn it up?“ fragt Lewis in „For bu“ seine Eltern. Dabei muss man Staind nicht aufdrehen, um sie zu verstehen. Es schadet allerdings auch nicht. Wer nur den Kopf schütteln und rocken will, kann

Amen.

mit „Break The Cycle“ glücklicher werden als mit den meisten anderen Metal-Alben in diesem Jahr. Wer genauer hinhört, bekommt im essenziellen Song „Waste“ auch noch eine positive Botschaft für Eltern und Kinder: „Fuck them and fuck you for not having the strength in your heart to pull through.“ Life sucks, aber Selbstmord ist keine Lösung, das wusste ja schon Ozzy Osbourne. Aaron Lewis bestätigt das: „Tve had doubts, I have failed, I’ve fucked up, I’ve had plans. Doesn’t mean I should take my life with my own hands.“

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