Stephen Duffy & The Lilac Time – Runout Groove :: Wieder leiser und lässiger: der Britpop-Schattenmann ist zurück

Damit’s hier ja kein Vertun gibt: Nach seinem Ausflug in die große, weite, laute, banale Pop-Welt fällt Stephen Duffy auf „Runout Groove“ doch lieber gleich mit dem programmatischen Schleicher in unsere Arme. „And I feel like I live in another time“, barmt der Schattenmann des Britpop zum Auftakt des achten Lilac Time-Albums, dazu schluchzt selig die Pedal Steel. Um dann später in „Another Time“ auch noch mess auf success zu reimen. Ein Schelm, wer dabei an Robbie denkt. Doch wie unwirklich muss der ganze Williams-Zirkus für diesen Mann auch gewesen sein!

In seiner eigenen Wirklichkeit und Zeitrechnung ist Stephen Duffy mit diesen zwölf Songs wieder ganz zu Hause und durchbricht den nostalgisch-sentimentalen Schleier, der über diesem Album liegt wie zarter Rosenduft über einer wilden Wiese in Cornwall, ausgerechnet da, wo er explizit auf Vergangenes zurückgreift. Begehren klang selten schläfriger (und matt-erwachsener) als in der somnambulen Duffy-Lesung des Everly Brothers-Teen-Heulers „Until I Kissed You“.

Ja, Duffy kann’s auch flotter. „Driving Somewhere“ ist ein luftig-leichtes Stück Country-Pop und die erste Sternstunde für Ciaire Worrall. Als zweite Stimme harmoniert und kontrastiert sie auch in „Desert Shore“ (eine feine Verbeugung vor Nico und Gram Parsons) aufs Wunderbarste mit Duffy. Oder im exquisiten, energischen „Aldermaston“, das die Genese der britischen Friedensbewegung mit autobiografischer Reflexion würzt. „I was born along the Aldermaston March“, singt Duffy, „nowl molder and still marching through the dark.“

Für reichlich Licht sorgt auch die zweite, wichtige Nebenfigur auf „Runout Groove“. Sie hat ihre markantesten Momente naturgemäß da, wo Duffy nichtnur den Geist der Incredible String Band beschwört und so tief wie kenntnisreich im Folk-Fundus gräbt. Es ist der warme, runde Bass von Danny Thompson (Nick Drake, Richard Thompson etc.pp), der Duffy sicher in den überraschend zwielichten Refrain von „Pruning The Vine“ führt (und natürlich auch wieder zurück). Der seine Melodie in den „Parliament Hill Fields“ erdet. Der in „Dark Squadrons“ so elegant wie bestimmt die Brücke zum Ragga schlägt.

Und dann noch der Country-Shuffle „Happy Go Lucky“

– klingt wirklich ziemlich unbeschwert, wenn er amüsant abrechnet, mit sich und der Welt und den Zeitläufen. Sein Tipp?

„Be happy go lucky, but don’t wish for fame.“ Da lässt Stephen Duffy abschließend doch lieber einen Drachen steigen, bis sein Himmel voller Geigen hängt.

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