The Adicts – Songs Of Praise :: Taugen nichts: Neuauflage und Neuaufguss des Punk-Albums
Als 1981 „Songs Of Praise“ in die Plattenläden kam, war Punk längst gescheitert. Es gab damals Wichtigeres zu tun, als sich eine Lederjacke anzuziehen, die Haare grün zu färben und schnellstmöglich drei Akkorde auf der Gitarre zu schrubben: Die Specials standen 1981 mit ihrem Regime-kritischen „Ghost Town“ drei Wochen lang an der Spitze der englischen Charts, Birthday Party explodierten auf „Prayers On Fire“ wie eine Supernova, David Byrne und Brian Eno entwickelten mit „My Life In The Bush Of Gho.sts“ eine bis in die Gegenwart wirkende musikalische Vision.
Punk dagegen war im Jahr 5 nach dem Urknall zum musikalischen Museum geworden, das so Dur-melodieselig, stumpf und konservativ klang, wie die Songs von „Songs“ Of Praise“, dem Debütalbum der Adicts aus Ipswich. Das Sextett im „Clockwork Orange“-Outfit gründete sich 1975 und spielt auch 33 Jahre später noch in der Originalbesetzung zusammen. „No future“, eben. Und während die Jahrzehnte ins Land gingen und die Fans immer noch ohne Verstand tranken, las man den Namen The Adicts bald nur noch auf der Lederjacke des einen oder anderen Schnorrers, der einen gelegentlich um eine Mark anging, wohl um davon mehr Bier, Schnaps und Wein zu erwerben, als seiner Leber gut tat. Der Band selber erging es vermutlich auch nicht viel besser. Um wenigsten im Kinderfernsehen noch ein paar Auftritte zu ergattern, änderten Monkey, Pete Dee, Scruf und die anderen Droogies sogar zeitweise ihren Namen in Fun Adicts oder ADX. Aber wer will das heute überhaupt noch wissen?
Um den Klang von „Songs Of Praise“ zu beschreiben, das jetzt im Doppelpack mit einer praktisch identisch klingenden Neueinspielung in den Handel kommt, möchte man am liebsten die Plattitüden von damals bemühen: Staubsauger, Rasenmäher, etc. Sound und Instrumentierung klingen wie bei all den anderen Oi-Punk-Pogo-Helden: Angelic Upstarts, Sham 69, Peter & The Testtube Babies – im besten Fall noch wie The Clash („Calling Calling“), nur Jahre zu spät. Wer sich an schlichten, Stadion-kompatiblen Melodien erfreuen kann und an gurgelnden Mitgröl-Refrains, wird auf seine Kosten kommen. Aber wer außer grau und kahl gewordenen Punks würde sich so was heute noch anhören?