The Doors :: L.A. Woman

Zum 40. Jubiläum - mit alternativen Fassungen der Stücke

Das letzte Album, eine Rückkehr zu den Blues- und R&B-Wurzeln, war zugleich ihr vielleicht bestes, in jedem Fall substanziellstes. Ein Umstand, der den späteren Geschehnissen in Paris eine zusätzliche Tragik verleiht. Was hätte da noch kommen können?

Das Album wurde 2007 wiederveröffentlicht, irritierenderweise bereits damals in einem sogenannten „40th Anniversary Mix“, der vom Engineer Bruce Botnick auf Basis der analogen Masterbänder angefertigt und behutsam remastert worden war. Botnick hatte Spuren hinzugefügt, vor allem Backing-Vocals und Gitarren, die bei der Originalaufnahme nicht zum Einsatz gekommen waren. So veränderte sich nicht nur die Spielzeit einiger Songs, es wurde auch eine Transparenz und klangliche Breite hergestellt, die die Neu-Edition zu einer wirklichen Bereicherung machte.

Unklar ist nun, inwiefern die Bänder für die vorliegende Veröffentlichung erneut bearbeitet wurden. Die diesbezüglichen Informationen der Plattenfirma Warner sind vage, der für die Liner Notes zuständige US-Kollege David Fricke teilte per E-Mail mit, soweit er wisse, seien die Originalbänder erneut behutsam remastert worden. Ein wesentlicher Unterschied zur 2007er-Edition lässt sich jedenfalls nicht ausmachen.

Das Prunkstück ist ohnehin die zweite CD, die die Atmosphäre und Bandchemie der Sessions trefflich vermittelt. Gemeinsam mit dem Gitarristen Marc Benno und dem Bassisten Jerry Scheff spielen die Doors in ihrem Workshop-Studio frühe und alternative Versionen der späteren Album-Tracks ein, allesamt live und aus einem Guss. Zwischen den Songs sind knappe, aber erhellende Anweisungen der Musiker zu hören: Morrison mahnt „let’s get serious now“, scherzt, er sei „just a dumb singer“, widerlegt diese Aussage indes, indem er das später ikonisch gewordene Gewitter vor „Riders On The Storm“ vorschlägt, dessen Premiere wir schließlich im zehnten Take des Songs erleben.

Allgemein dokumentieren die Aufnahmen eine ausgelassen scherzende, konzentriert arbeitende Band auf dem Gipfel ihrer Schaffenskraft. Ein Eindruck, der dem öffentlichen Bild der Doors jener Tage vehement widerspricht. Gibt es also wirklich noch weiße Flecken? Wohl kaum, aber immerhin einen sogenannten neuen Song. Das „Free As A Bird“ der Doors heißt „She Smells So Nice“, eine lockere Uptempo-Blues-Warm-up- Session. Flott und beseelt gespielt und gesungen, aber wohl kaum als ausformulierter Song zu bezeichnen.

Sämtliche Aufnahmen der zweiten CD lagen nur in groben Rough-Mixen vor und waren weder offiziell noch im Rahmen irgendwelcher Bootlegs zugänglich. Botnick hat sie aufwendig restauriert und ihnen so eine brillante Transparenz angedeihen lassen. Die Alternativ-Versionen erscheinen zusätzlich auf Doppel-Vinyl, es gibt eine Box mit den drei Singles des Albums und Studiogesprächen sowie eine Making-of-Dokumentation auf DVD. (Warner) torsten gross

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