The Go! Team :: Rolling Blackouts

Gut festhalten: Popmusik als lärmender Kindergeburtstag

Zum dritten Mal ergießt sich das Wunderhorn des Knaben Ian Parton über die Köpfe der Indie-Fans – und man muss sich auch dieses Mal wieder gut festhalten, um nicht weggeblasen zu werden. Das liegt natürlich an der ungebrochenen Wucht dieser Musik: Auf der Basis von HipHop-Beats im Stil von Public Enemy und der Bomb Squad entfaltet sich ein nostalgisches Teenage-Pop-Universum. Mit der Haltung einer nerdigen C-86-Band werden darüber ältere Genres, wie Soul, Funk, TV-Musiken oder Girl-Pop, zusammengemixt und mit viel Adrenalin aufgeladen. Auch „Rolling Blackouts“ ist wieder ein bis kurz vorm Zerplatzen aufgeblasener Luftballon.

Seit 2004 hat sich The Go! Team vom Schlafzimmer-Projekt des Gründers Ian Parton zu einer sechsköpfigen Band entwickelt, die eine klassische Besetzung mit voluminösen Samples auflädt. Im Mittelpunkt des Teams aus Brighton steht diesmal nicht nur Rapperin Ninja, deren an Neneh Cherry erinnernde Stimme perfekt zum Spät-Achtziger-Sound passt. Auch Satomi Matsuzaki (Deerhoof), Bethany Cosentino (Best Coast) und Angèle David-Guillou (Piano Magic) stehen zeitweise am Mikrofon – was die Musik vielfältiger klingen lässt.

Der mit dramatischen Scratches und wüsten Geräuschen verzierte Opener „T.O.R.N.A.D.O.“ ist allerdings hart an der Grenze zur Nervensäge – aber nicht typisch für das gesamte Album. „Secretary Song“ rührt gleich danach eine extra Portion Honig in die Stimme von Satomi Matsuzaki und lässt dazu die Glöckchen bimmeln, als hätte Phil Spector zu einer Schlittenfahrt eingeladen. „Bust-Out Brigade“ erinnert an einen bläsersatten Blaxploitation-Soundtrack, Verfolgungsjagd durch Hoc++ausschluchten inklusive.

Das Motto des Go! Teams lautet ohne Frage „Lieber zu viel als zu wenig“. Doch mit „Rolling Blackouts“ ist Ian Partons Sextett ein Pop-Album gelungen, das strukturierter und melodischer klingt als die tollen, aber immer auch ein wenig zu hyperaktiven Vorgänger. Und, keine Angst: Dieses Paket enthält trotzdem noch genug lärmenden Kindergeburtstag. (Memphis Industries / PIAS) Jürgen Ziemer

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