The Grateful Dead :: The Closing Of Winterland

Der Abschied vom legendären Konzert-Tempel in San Fracisco

Deadheads dürften das Konzert, das die Band bis in die frühen Morgenstunden des 1. Januar 1979 gab, in der einen oder anderen Form sicher besitzen, da es auch live von einem der „progressiven“ UKW-Sender in San Francisco übertragen wurde. Können sie aber jetzt trotzdem einmotten. Denn für diese Veröffentlichung wurden die damals mitlaufenden Mehrspur-Bänder komplett neu abgemischt. Angesichts der Klangqualität hier fragt man sich, warum so viele Musiker jahrelang über die Akustik der alten, baufälligen Eissporthalle maulten. Die zwei Jahre zuvor an derselben Stelle von Scorsese gefilmte Abschieds-Gala, die The Band am Erntedankfest-Tag 1976 veranstaltete, zeichnet sich ja auch nicht gerade durch Bootleg-Qualität aus, und dieses letzte Winterland-Konzert hält in der Hinsicht jeden Vergleich mit den besten Live-Mitschnitten aus Bill Grahams anderen Rock-Tempeln aus.

Die Grateful Dead hatten sich für diesen Anlass kein besonderes Programm zurechtgelegt. Bei den drei Sets spielten sie ihr gewohntes Bühnen-Repertoire der späten Siebziger: Chuck-Berry-, Johnny-Cash-, Buddy-Holly-Klassiker und Bobby

Womacks „It’s All Over Now“ teils in epischen Arrangements zelebrierend (Lee Oskar als Gast an der Harmonika bei letzterem Song), eher (zu) wenig von den Meisterwerken „Workingman ’s Dead“ und American Beauty“ (Phil Lesh mit donnergrollendem Bass auch bei „St. Stephen“ – ein feines Garcia-Solo hier -, die Kokain-Hymne „Casey Jones“ eher workmanlike musiziert, „Sugar Magnolia“ zu Beginn hinreißender), „Ramble On Rose“, „Scarlet Begonias“, „Wharf Rat“ und das „Dark Star/The Other One“-Medley die Höhepunkte. Knapp 20 Minuten die beiden „Rhythm Devils“ beim gleichnamigen Stück am Schlagzeug, Bob Weir nicht immer hundertprozentig intonationssicher bei seinen Cover-Versionen von Rock’n’Roll-Oldies, aber der Rascals-Hits „Good Lovin'“ richtig famos gespielt – nicht zweieinhalb Minuten lang wie das Original natürlich, sondern fast zehn.

Das Konzert hatte vielleicht nicht ganz diese dramaturgische Binnenspannung wie beispielsweise Folge 4 von „Dick’s Picks“, acht Jahre vorher mitgeschnitten, und vermessen wäre auch die Behauptung, dass es sich hier um einen Allzeitklassiker der konzertanten Rockmusik handeln würde. Die lange Party um halb sieben mit Johnny B. Goode“ als Rausschmeißer und einem Schnipsel „Greensleeves“ zu beenden, war aber keine schlechte Idee. Verabschiedet wurden sie danach vom MC mit der Behauptung „They are die greatest rock’n’roll band that ever was – The Grateful Dead!“ Es war einmal…

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