The Town :: Regie: Ben Affleck

Ben Afflecks bewegendes Gangsterdrama voller grandioser Actionszenen und brillanter Dialoge.

Die Karriere von Ben Affleck gehört zu den widersprüchlichsten in Hollywood. Er spielte schon als Kind kleine Fernsehrollen, drehte mit Indenpendent-Filmern wie Richard Linklater („Dazed And Confused“) und Kevin Smith („Mallrats“), gewann mit Matt Damon überraschend den Oscar für ihr Drehbuch zu „Good Will Hunting“ und galt spätestens seit „Armageddon“ als Sexsymbol auf dem Weg zum Superstar, wozu auch der Klatsch um seine Beziehungen mit Gwyneth Paltrow und vor allem Jennifer Lopez beitrugen. Blockbuster wie „Pearl Harbor“, „Paycheck“ und „Daredevil“ brachten ihm Millionengagen, aber schlechte Kritiken ein, und mit dem Flop „Gigli“ schien sein Stern schon wieder zu sinken. Dabei zeigte er nicht nur als Schauspieler in den Dramen „Die Hollywood-Verschwörung“ und „State Of Play“, sondern auch bei seinem Regiedebüt „Gone Baby Gone“ mit seinem jüngeren Bruder Casey in der Hauptrolle, was für eine Klasse er hat.

Talent, Geschmack und Reife beweist der mittlerweile 38-jährige Kalifornier auch in seiner zweiten Regiearbeit „The Town“, der als Thriller mit dramatischer menschlicher Tiefe von Bankräubern im Bostoner Arbeiter- und Ganovenvorort Charlestown erzählt. Affleck selbst spielt den Anführer Doug MacRay, der mit seinen Komplizen gleich am Anfang eine Bank überfällt und die Filialleiterin Claire (Rebecca Hall) als Geisel mitnimmt. Da sie allerdings ebenfalls in Charlestown lebt, begegnet Doug ihr Tage später zufällig in einem Waschsalon. Er verabredet sich mit ihr zum Essen. Anfangs mag es nur Neugier sein zu erfahren, ob sie ihn als Zeugin wiedererkennt. Dabei entwickelt sich aus ihren Treffen eine zaghafte Romanze. Doug will aussteigen, was zum Konflikt mit seinem impulsiven Kumpel Jam (Jeremy Renner) und dem alten Paten (Pete Postlethwaite in seiner letzten Rolle) von Charlestown führt.

In ihren Grundzügen ist die Story einfach und etwas klischeehaft, aber auch klassisch und typisch für dieses Genre. Bemerkenswert ist jedoch, wie Affleck in der Tradition der 70er-Jahre die Figuren wahrhaftig entwickelt und seinen Gangsterfilm zu einem großen Drama macht. Wie in „Good Will Hunting“ und „Gone Baby Gone“ fängt er authentisch Bostons sozial schwaches Milieu ein. Viel Zeit lässt er sich für die Gefühle zwischen Claire und Doug, deren Gespräche von Sensibilität und Spannung zugleich geprägt sind. Sie erzählt ihm vom Tod ihres kleinen Bruders, er vom plötzlichen Verschwinden seiner Mutter. Sein Vater (Chris Cooper) sei später an den „Stadtrand gezogen“, der sich dann als Knast entpuppt.

Als sie ihm beichtet, beim Überfall das Nackentattoo von Jam gesehen, dies aber dem FBI verschwiegen zu haben, zählt er ihr nur mit kühler Stimme die Vor- und Nachteile auf. Die nicht selten langen Dialoge sind eine große Stärke des Films, der aber auch voller grandioser Actionszenen ist, die in ihrem elektrisierenden, brutalen Realismus an „Gefährliche Brandung“ und „Heat“ erinnern. Doch über der eruptiven Gewalt liegt immer ein tragischer Schatten. So hat Ben Affleck seiner unsteten Karriere ein respektables Kapitel hinzugefügt. Ohne Extras. (Warner)

Moon +++¿

Regie: Duncan Jones

Der Astronaut Bell (Sam Rockwell) überwacht auf dem Mond den Abbau von Helium. Nach einem schweren Unfall entdeckt er, dass er seit Jahren regelmäßig durch einen Klon ersetzt wird. David Bowies Sohn Duncan Jones baut in seinem Regiedebüt über die Einsamkeit in der Schwerelosigkeit elegant und subtil eine gespenstische Spannung auf. Eine famose Hommage an Sci-Fi-Klassiker der 60er- und 70er-Jahre. Extras: Audiokommentar, Making-of, Interviews, Features. (KOCH MEDIA)

Regie: Christopher Smith

In England wütet 1348 die Pest. Nur ein Dorf bleibt wundersam davon verschont. Das muss ja mit dem Teufel zugehen, vermutet die Kirche und schickt einen jungen Mönch mit dem Ritter Ulric (Sean Bean) und seiner Söldnertruppe zu den Ungläubigen. Doch „Black Death“ ist kein mittelalterlicher Hochglanz-Horror. In der dunklen Welt aus Dreck und Schlamm wird auch an makabrer Ironie nicht gespart. Solides Genrewerk. Extras: Making-of. (SONY)

Dinner für Spinner +¿

Regie: Ray Roach

Um seine Aufstiegschancen zu verbessern, soll Tim (Paul Rudd) zum Abendessen bei seinem Chef einen echten Volltrottel als Belustigung präsentieren. Statt dessen ruiniert der einfältige Steuerbeamte Barry (Steve Carell) sein Leben. Der zynische Gedanke, den in Francis Vebers französischem Original von 1988 noch Thierry Lhermitte mit elitärem Habitus verkörperte, geht in der gutherzigen Figur von Rudd verloren. Und der überschätzte Carell nervt einmal mehr. Zäher, witzloser Klamauk. Extras: Features, entfallene Szenen. (PARAMOUNT)

Special Edition

Banksy – Exit Through The Gift Shop +++¿

Regie: Banksy

„Der Typ wollte einen Dokumentarfilm über mich machen“, erklärt Banksy am Anfang. „Er ist aber viel interessanter als ich. Deshalb ist der Film über ihn.“ Banksy ist das Pseudonym des derzeit berühmtesten Graffiti-Künstlers. Seine Schablonenwerke sind an Wänden in der halben Welt zu sehen und inzwischen Millionen wert. Eines prangt sogar auf der israelischen Grenzmauer in der West Bank. Ein anderes hat kürzlich eine Kolonne der Stadtreinigung von Melbourne versehentlich übermalt. Er schmuggelte seine Bilder zudem in Museen, wo sie zwischen den Alten Meistern hängen. Ihn selbst hat in der Öffentlichkeit noch niemand gesehen. Im Film ist unter einer Kapuze nur seine verfremdete Stimme zu hören.

Der Typ ist Thierry Guetta, ein etwas simpler Franzose mit einer verrückten Leidenschaft für Videoaufnahmen. Er filmte seinen Cousin und andere Sprayer in Los Angeles bei ihren meist nächtlichen Aktionen. Über die Szene bekam er Kontakt zu Banksy, der ihm gestattete, seine Arbeit zu dokumentieren. So erhält man einen ebenso faszinierenden wie ironischen Eindruck von dessen Vorgehensweise. Vom Kommerz und Hype genervt, fordert er Thierry auf, selbst kreativ zu werden. Sein Erfolgstipp: Mach eine Ausstellung, lade Leute ein, schenke Wein aus. Wenig später präsentiert Thierry als Mr. Brainwash mehrere hundert Werke, die Warhol und Beuys kopieren, um die sich aber nach Lob von eingeweihten Künstlern die Galerien reißen. „Keiner ist wie Thierry“, deutet Banksy süffisant die Absurdität des Kunstbetriebs. „Aber seine Kunst sieht aus wie die aller anderen. Vielleicht ist er ein Genie. Oder hatte Glück. Es gibt keine Regeln. Und kann bedeuten, dass Kunst nur ein Witz ist.“ (ALAMODE)

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