The Wallflowers – Bringing Down The Horse

Wie geht das? Professionell Songs schreiben, wenn der Papa Bob Dylan heißt? Och, nicht schlecht, meint Sohnemann Jakob, einer jener berühmt-beklagenswerten Nachfahren, die damit klarkommen müssen, definitiv immer im Schatten ihres Erzeugers zu stehen, weil sie dieselbe Profession wählen. Oder vielleicht eher: gar keine andere Wahl hatten.

In diesem Fall ist er aber doch ein wenig kleiner als in vergleichbaren Fällen, der Schatten. Jakob Dylan (J. D.) hat nämlich die vermutlich einzige Chance genutzt, die ihm bei dieser undankbaren Erbfolge geblieben ist. Er „versteckt“ sich hinter einer Band, die ganz gewiß kein Mauerblümchen-Dasein führen will – und zwar gerade so weit, daß die überlieferte Identität des Hauses noch durchschimmert, und beim zweiten Album mit dem albernen Titel „Bringing Down The Horse“ endlich auch weit genug, um dies eindeutig als Band- und weniger als Songwriter-Oeuvre durchgehen zu lassen. J. D. hat ferner gut daran getan, sich diesmal auf einen Produzenten mit Namen T-Bone Burnett einzulassen. Der durfte Dylan, den älteren, bekanntlich als Mitglied der „Rolling Thunder Revue“ ein bißchen näher kennenlernen. Und weiß deshalb um so besser, wo Dylan, der jüngere, besser ein bißchen Abstand walten lassen sollte.

So ist „Bringing Down The Horse“ ein umstandsloses, schnörkellos inszeniertes, gemäßigt modernes bis unverholen traditionelles Rock-Album geworden. Die zielstrebig-emphatische Hymne haben die Wallflowers gleich mehrfach gut drauf („One Headlight“, „Laughing Out Loud“, „God Don’t Make Lonely Girls“), doch auch Liebhaber der weit ausholenden, gefühlsintensiven Country-Rock-Balladen werden u. a. mit „I Wish I Felt Nothing“ bedient. Hätte J. D. ein Pseudonym gewählt: Kaum einer würde vermuten, hier lege sich der Sproß des berühmten D. ins Zeug, und man würde sich einfach an einer Band erfreuen, die in etwa klingt wie eine tiefergelegte Ausgabe der Counting Crows minus Überdosis Leidensdruck. Nur beim allerdings vorzüglichen „Invisible City“ und „Josephine“ brechen sich unweigerlich gewisse Ahnungen Bahn. Diese Art, die Vokale zu strecken, das Timbre, der Rhythmus der Worte! Und auf eine Zeile wie „I’ve learned to compromise, good people for alibis“ wäre auch der Herr Papa zu Recht stolz.

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