Tim Booth & Angelo Badalamenti – Boothe & The Bad Angel

Jenseits des Angesagten lebt es sich gar nicht so schlecht. Man muß nicht gleich auf der dunklen Seite des Mondes landen, wenn sich auf einmal andere in Hipness sonnen. Beide hier in aller Stille kooperierenden Musiker standen noch vor wenigen Jahren im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit.

Im Brit-Pop galten James als eine der großen Hoffnungen nach der

Rave-Hysterie. Ihr Sänger Tim Booth lächelte freundlich, wenn mal wieder ein Jahres-Poll gewonnen war. Das passierte ziemlich häufig. Später verwiesen Blur und Oasis Bands wie James auf ihre Plätze. Die Gallagher-Brothers sind nicht angetreten, um Jahres-Polls zu gewinnen. Ihnen geht es um so etwas Kindliches wie die Weltherrschaft Angelo Badalamenti wurde auf ähnliche Weise in den Schatten gestellt. Zu David Lynchs genial zerlegten Geschichten hatte er die Musik ersonnen. „Blue Velvet“, „Wild At Heart“, „Twin Peaks“ – Trips an die Abgründe der Seele und der Dramaturgie. Während Lynch Hollywood-Klischees zersetzte, bastelte Badalamenti an seinen verzwickten Soundtracks. Doch dann kam Tarantino, auch ein Eroberer, und fegte mit „Pulp Fiction“ alles hinweg. Er bot auch abgerissene Handlungsstränge und absurde Wendungen, ließ dazu aber Travolta tanzen und Chuck-Berry-Songs laufen. Seitdem hat David Lynch keinen Film mehr gemacht.

Sein Partner Badalamenti aber lernte irgendwann den noch nicht halb so alten Tim Booth kennen. Die beiden verstanden sich gut und überlegten, wie sie das Beste aus beiden vergessenen Welten zusammenbringen könnten. Sie suchten eine Mischung aus Brit-Pop und Twin Peaks, Musik und Mystik, Song und Sound. So kam es zu dieser wunderbar verregneten Mitsing-Platte: Die Stücke sind doppelgesichtig. Sie eignen sich sowohl zum In-der-Wohnung-Herumhüpfen, als auch zum Aus-dem-Fenster-Starren. Äußere Filme, innere Filme. Mystical Pop, der nach den verschiedensten Seiten hin ausschlägt: „I Believe“ etwa ist ein unverschämt zufriedenes Drei-Minuten-Lied. „Dance Of The Bad Angels“ dagegen kann man mal auflegen, wenn ein notorischer Pink-Floyd-Fan zum Kaffee kommt. Die leidgetränkte Frauenstimme im Hintergrund wird ihn an „The Dark Side Of the Moon“ erinnern. „Life Is Better“ bietet einen Ausflug in den Theater-Rock: Booth und Badalamenti führen einen dramatischen Dialog über das Leben. Am Ende sind sie sich einig, daß es immer besser wird. Eine prima Botschaft.

Eine andere Nachricht wird alle James-Fans freuen, die sich immer vor ihren Indie-Freunden rechtfertigen mußten: Tim Boodi klingt nur noch ganz selten wie Jim Kerr. Dafür erinnert er jetzt manchmal an AI Stewart, was eigentlich nur Menschen schlimm finden können, die kein Herz haben.

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