Twixt – Virginias Geheimnis :: Val Kilmer, Elle Fanning

Francis Ford Coppola

Ein Traum hat Francis Ford Coppola zu der Gruselgeschichte inspiriert, die nie in deutschen Kinos anlief. „Twixt“ beginnt bodenständig in einer Kleinstadt. Der abgehalfterte Autor zweitklassiger Hexenromane, Hal Baltimore (Val Kilmer), steigt dort ab. Dass hinter der provinziellen Tristesse das Grauen lauert, deutet Coppola aber gelungen mit wenigen nüchternen Bildern an. Zur Signierstunde in einem Metallwarenladen erscheint nur der Sheriff LaGrange (Bruce Dern). Der sonderbare Greis erzählt dem Schriftsteller von einer Mordserie, der mehrere Kinder zum Opfer gefallen sind. Während Baltimore überlegt, wie er daraus einen Roman machen könnte, erscheinen ihm der Geist eines Mädchens namens V (Elle Fanning) und Edgar Allan Poe (Ben Chaplin).

Zum Fürchten ist Coppolas kleiner, ruhiger Film nicht. Am unheimlichsten wirkt noch die rostige Stimme von Tom Waits als Erzähler. Stellenweise wirken die schwarzweißen Traumsequenzen gar ungewollt komisch. Allerdings unterhält die versponnene Story mit selbstreflexiver Ironie und einigen feinen Metaphern. Für den einstigen Visionär, der „Der Pate“ und „Apocalypse Now“ (aus dem er hier zitiert) schuf, ist das natürlich zu wenig; aber besser als zuvor die prätentiösen Werke „Jugend ohne Jugend“ und „Tetro“ ist „Twixt“ allemal. (Studio Canal)

Berlin für Helden **¿

Anna Anderegg, Marco Barotti

Klaus Lemke

Anna (Anna Anderegg) treibt es mit Marco (Marco Barotti), der auch Saralisa (Saralisa Volm) flachlegt. „Du musst schon nach Berlin fahren, um mal ordentlich durchgevögelt zu werden“, sagt die zu ihrem Ex Andreas (Andreas Bichler), der eine Theaterrolle ergattern will, während Annas ehemaliger Freund Henning (Henning Gronkowski) einen Lieferservice gründet. Klaus Lemke, der Mann mit der Schiebermütze, ewiger Underground-Filmemacher und mittlerweile 72 Jahre alt, hat Berlin für sich entdeckt – so als wäre noch nie jemand vor ihm dort gewesen. Ein spezifisches Milieu, ein besonderes Lebensgefühl beschreibt er allerdings nicht in seinem Low-Budget-Streifen, in dem seine Helden tun, was Lemke-Helden seit Jahrzehnten halt so tun: saufen, fluchen, koksen, vögeln. Die Posen der Laienschauspieler sind übertrieben, der Schnitt ist hektisch, die zu laute Musik nervt. Lemke versteht sich noch immer als Revoluzzer, wie damals 1972, als er „Rocker“ drehte, der bis heute in Programmkinos Partystimmung auslöst. Die meisten deutschen Filme sind für den Regisseur „akademische Scheiße“ und „Subventionsleichen“. Damit mag der zornige Straßenkämpfer zum Teil recht haben, aber einen überzeugenden Gegenentwurf bieten seine im Vorübergehen gedrehten, rüden, unbeständigen Werke auch nicht. (Senator)

Michael Rooker, Tom Towles

John McNaughton

Nie zuvor und nie danach wurden Morde so erschreckend nüchtern, schockierend beiläufig und beklemmend sinnlos inszeniert wie in John McNaughtons Regiedebüt von 1986. „Henry – Portrait Of A Serial Killer“ war aus diesem Grund lange indiziert und erscheint nun erstmals offiziell auf DVD. Selbst Wes Cravens ähnlich realistischer Horror-Klassiker „The Last House On The Left“ ist effekthascherisch gegen die triste Gewalt von Henry (Michael Rooker), der auf „Spritztouren“ mit seinem Kumpel Otis (Tom Towles) wahllos Menschen umbringt – Prostituierte, Kellnerinnen, Verkäufer, sogar eine Familie schlachten sie ab. Hinterher sehen sie sich die Tat bei einem kühlen Bier auf Video an.

Es ist die nihilistische Lässigkeit des Duos, die den Film so qualvoll macht. McNaughton, dem 1998 noch mit dem Erotik-Thriller „Wild Things“ ein kleiner Achtungserfolg in Hollywood gelang, verzichtet auf komplexe Psychologie. Es gibt keine Erklärung für diese Brutalität, kein Mitgefühl, keine Hoffnung. Und damit kommt „Henry“ einem Porträt dokumentarisch tatsächlich näher als alle Serienkiller-Filme. Extras: Audiokommentar, Intervies, Making-of, weitere Szenen. (Bildstörung)

The Dark Knight Rises ***¿

Christian Bale, Tom Hardy

Christopher Nolan

Mit der ambitioniertesten, aufwendigsten und erfolgreichsten Trilogie neben „Der Herr der Ringe“ hat Christopher Nolan zweifelsfrei Kinogeschichte geschrieben. In „Batman Begins“ erzählte der Brite die physische wie psychische Wiedergeburt des Superhelden als geerdete, gebrochene Persönlichkeit, die sich ihrem Trauma stellt. Die perfiden Intrigen des Jokers in „The Dark Knight“ waren vor allem eine intellektuelle Herausforderung für ihn. In „The Dark Knight Rises“ nun muss er an seine körperlichen Grenzen gehen. Der Terrorist Bane (Tom Hardy) ist ein Hüne, den Morphium durch eine Gesichtsmaske schmerzfrei macht, während sich Bruce Wayne (Christian Bale) alias Batman mit einem verkrüppelten Bein auf seinem Anwesen abschottet. Derweil besetzt Bane mit einer Untergrundarmee die Börse, ruft in einem Football-Stadion zur Revolution auf und droht, Gotham City mittels einer Fusionsbombe zu verwüsten. Die Story kritisiert die Verlogenheit und Dekadenz westlicher Werte, der demokratischen Ordnung und des kapitalistischen Systems, zeigt aber auch den Zynismus von Anarchie, Totalitarismus und standrechtlicher Willkür. Nolans ambivalentes Konvolut hat einen höheren Anspruch, als man es von Hollywood-Blockbustern erwarten kann. Ein monumentaler Film, der in 160 Minuten nie langweilt, aber auch nicht komplett mitreißt. (Warner)

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